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Feuerwache in Metzingen // Ausgabe 2/2024

Sinnlicher Monolith in Stahlbeton

Mit der neuen Feuerwache in Metzingen realisierten die Architekten des Büros dasch zürn + partner ein Gebäude, das sprichwörtlich wie aus einem Guss erscheint. Der in sämtlichen monolithischen Außen- wänden eingesetzte Leichtbeton übernimmt darüber hinaus den erforderlichen Wärmeschutz.

Mut

Die leuchtend roten Feuerwehrlastwagen stehen sorgfältig aufgereiht nebeneinander, allesamt akku- rat rückwärts eingeparkt, um jederzeit in Sekunden ausrücken zu können. Das Wimmelbild aus Lösch- und Hubrettungsfahrzeugen mit Drehleitern, Löschschläuchen und vielfältiger Einsatztechnik übt eine ganz eigene Faszination aus – egal, ob die grazilen, großflächig verglasten Stahl- Falttore geschlossen sind oder offenstehen. Gerahmt wird das stimmungsvolle Bild von einer zurückhaltend eleganten Sichtbetonwandfläche, auf der die horizontale Textur einer Fichtenholz-Rauspundschalung zu erkennen ist. Doch Sichtbeton prägt nicht nur das Hauptportal der neuen Metzinger Feuerwache, sondern auch sämtliche Außen- und des Gebäudeensemble mit mehreren Innenhöfen ist auch ein Bauhof, mit dem sich die Feuerwehr das Gelände teilt. 

Wärmedämmender Leichtbeton

„Wir wollten ein Gebäude schaffen, dessen Erscheinungsbild dem entspricht, was eine Feuerwehr verkörpert: beispielsweise Robustheit, Sicherheit, Verlässlichkeit, handwerkliches Können“, sagt Architekt Helmut Dasch, dessen Büro dasch zürn + partner den Architektenwettbewerb für sich entscheiden konnte. Beton erwies sich dabei als Material der Wahl – nicht zuletzt, weil er langlebig ist und zudem große Gestaltungsspielräume eröffnet. Letzteres kommt vor allem in den mono- lithischen, fugenlos 60 Zentimeter starken Stahlbeton-Außenwänden zum Ausdruck, die den Fassaden mit tief eingeschnittenen Fensteröffnungen eine wohltuende Plastizität verleihen. Zugleich wird damit der erforderliche Wärmeschutz erfüllt. Dies gelingt durch den Einsatz von Leichtbeton, der dank der leichten Gesteinskörnung aus Blähton und Leichtsand als Zuschläge über eine geringe Wärmeleitfähigkeit von λ ≤ 0,45 W/mK verfügt. Der hier verwendete Beton der Festigkeitsklasse LC12/13 gilt als leichtester, noch nach DIN EN 1992-1-1 genormter Beton. Eine geringere Rohdichte würde eine Zustimmung im Einzelfall erfordern. 

„Wir wollten ein Gebäude schaffen, dessen Erscheinungsbild dem entspricht, was eine Feuerwehr verkörpert: beispielsweise Robustheit, Sicherheit, Verlässlichkeit, handwerkliches Können“. 

Architekt Helmut Dasch, Büro Dasch Zürn + Partner

Monolithische Außenwände ohne komplizierte Details

„Der wärmedämmende Leichtbeton ermöglicht nicht nur innen und außen sichtbare Betonoberflächen, sondern auch einen monolithischen Wandaufbau“, erläutert Helmut Dasch. Die Verwendung nur dieses einen Baustoffs birgt zahlreiche essenzielle Vorteile. Bei seiner Herstellung sind nur wenige Ausgangsstoffe nötig: Zement, Blähton, Leichtsand, Wasser und Bewehrungsstahl. Die Ausführung erfolgt im Wesentlichen durch den Betonbauer, was Schnittstellenprobleme minimiert. Und während der Nutzungsphase sind, anders als bei meist viel komplexeren mehrschichtigen Wandaufbauten, kaum Unterhaltsarbeiten nötig – die Leichtbetonwände erhielten lediglich einen hydrophobierenden Anstrich. Ein weiterer Vorteil des monolithischen Wandaufbaus: Es gibt nur wenige Anschlussdetails, was den Planungsaufwand und Abstimmungsbedarf und damit auch die Kosten reduziert. Hinzu kommt die Robustheit und Langlebigkeit des Betons, der eine lange Nutzungsdauer sicherstellt – eine wesentliche Grundvoraussetzung jedes nachhaltigen Gebäudes. Dieser Aspekt wird unterstützt durch den im ganzen Gebäude eingesetzten Hochofenzement CEM lll 42,5 N LH – SR(na) von Heidelberg Materials, der im Vergleich zu durchschnittlichem Zement einen deutlich verringerten CO2-Fußabdruck aufweist. 

Sichtbeton: Authentisch handwerklich

Alle Betonoberflächen in der Metzinger Feuerwache entsprechen grundsätzlich der Sichtbetonklasse SB 2, wobei es den Architekten wichtig war, sie in ihrer handwerklichen Herstellung zu belassen. So mussten hervorstehende Grate und Versätze ebenso wenig kategorisch beseitigt werden wie leichte Farb- unterschiede, die auf die einzelnen sechs bis zehn Meter langen Betonierabschnitte hinweisen. Die Außenwände wurden jeweils in ihrer gesamten Höhe von sechs Metern mit Schlauchkübeln betoniert, da sich Leichtbeton aufgrund seiner zähflüssigen Konsistenz nicht mit Pumpen einbringen lässt. Die Abschnitte waren versetzt angeordnet, sodass stets an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet wurde. Um sowohl die Betonzusammensetzung und das Betonieren vor Ort als auch die Gestaltung der Oberflächen optimieren zu können, wurde eine mehrere Meter lange Musterwand errichtet.

„Der wärmedämmende Leichtbeton ermöglicht nicht nur innen und außen sichtbare Betonoberflächen, sondern auch einen monolithischen Wandaufbau“. 

Architekt Helmut Dasch,

Sinnliche Materialkomposition

Während die Leichtbeton-Außenwände von innen und außen an der Textur der Rauspundschalung erkennbar sind, kamen für die mit konventionellem Beton errichteten Innenwände der Büros, Pausen- und Schulungsräume glatte Schalungen zum Einsatz. Dieser subtile, aber deutlich spürbare Kontrast zeigt sich insbesondere im Eingangsbereich, wo die verschiedenen, jeweils scharfkantig betonierten Wandoberflächen großflächig aufeinandertreffen. Was in den Innenräumen ebenfalls auffällt, sind die Liebe der Architekten zum minimalistischen Detail und eine harmonische Farbwelt, die im Wesentlichen aus betongrauen Wänden, geschliffenen Estrichböden, schwarzen Abhangdecken und Türen sowie von den Architekten entworfenen Wandbekleidungen und Möbeln aus gebürstetem Eichenholz besteht. Farbakzente setzen allein die im Gebäude verstreuten Sitzmöbel – und natürlich die in der Fahrzeughalle eingestellten Feuerwehrlastwagen. Dort fällt noch etwas ins Auge: Weisen die Sichtbetonwände in den Mitarbeiterräumen überaus grazile Fugen auf, kamen dort und auch in allen anderen untergeordneten Bereichen Rahmenschalungen zum Einsatz. Die klar erkennbaren Abdrücke der Rahmenprofile wirken vergleichsweise grob, passen jedoch wunderbar zur Werkstattatmosphäre und zu den Fertigteilstützen und -decken.

Die Architekten haben es geschafft, trotz des vorgegebenen Kostenrahmens der öffentlichen Hand, eine bemerkenswerte Architektur zu schaffen. Dies verdanken sie ihrer Philosophie von Augenmaß und Einfachheit, die sich sowohl im reduzierten Farb- und Materialkonzept als auch in den monolithischen Leichtbeton-Außenwänden zeigt.

Roland Pawlitschko

Objektsteckbrief

Projekt: Neubau Feuerwehr und Bauhof Metzingen
Bauherr: Stadt Metzingen
Architekten: dasch zürn + partner, Stuttgart
Tragwerksplaner: tragwerkeplus GmbH & Co. KG, Reutlingen
Bauunternehmen: Gottlob Brodbeck GmbH & Co. KG, Metzingen
Beton: Wenzelburger Transportbeton-Werk GmbH & Co. KG, Neckartailfingen
Zement: CEM III/B 42,5 N-LH/SR (na), Heidelberg Materials, Werk Lengfurt
Fertigstellung: September 2023

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