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Monolithisches Bürogebäude aus Leichtbeton // Ausgabe 2/2024

Schwebende Leichtigkeit

„Das Beton“, ein Neubauprojekt des kreativen Entwicklers Ardi Goldman aus Frankfurt, zeigt auf einzigartige Weise, wie eine ganz besondere Lückenbebauung gestaltet sein kann. Das monolithische Geschäftshaus steht auf Stützen und besteht innen wie außen aus Leichtbeton. Die 58 Zentimeter starken Außenwände benötigen aufgrund der besonderen Eigenschaften des Leichtbetons von Heidelberg Materials keine Wärmedämmung.

Mut

©Moritz Bernoully

Dass eine Lückenbebauung in die bestehende Gebäudestruktur gelingen kann, beweist „Das Beton“ in der Hanauer Landstraße in Frankfurt. Die als Parkplatz dienende Fläche wartete viele Jahre auf eine höherwertige Nutzung bis der Frankfurter Immobilieninvestor Ardi Goldman, der sich als Baukünstler und kreativer Entwickler versteht, hier etwas ganz Besonderes erschaffen wollte. „Das Beton“ ist bereits das dritte einschalige Gebäude des Investors, der eine große Affinität zu dem Baustoff Beton hat. Zwischen 2021 und 2023 entstand das sechsgeschossige, auf Stützen aufgeständerte, 2.500 Quadratmeter große Bürogebäude aus Leichtbeton im Frankfurter Osten nach dem Entwurf von geiseler gergull architekten.GmbH.

Monolithisches Bürogebäude

Die monolithische Bauweise wurde durch eine durchgehende Betonkonstruktion aus Leichtbeton realisiert, die von einer individuell gefertigten, sägerauen Brettschalung betont wird. „Um eine natürliche Patina im Alterungsprozess des Gebäudes zu erreichen, wurden alle Materialien, soweit möglich, pur ausgeführt und nicht verkleidet, verputzt oder gestrichen. Es wurden keine verklebten Baustoffe addiert, sodass der Bau konsequent monolithisch ausgeführt werden konnte. Dies ist materialsparend, nachhaltig und energieeffizient. Die Materialien können nach Ende des Lebenszyklus dem Materialkreislauf wieder zugeführt werden“, so die Architektin Alexandra Geiseler.

Aus dem sechs Meter hohen, begrünten Schrägdach in Holzkonstruktion ragt eine Betongaube heraus und verleiht dem Gebäude eine skulpturale Wirkung. Die Heizung/Kühlung des Gebäudes erfolgt über Luftwärmepumpen, während der hygienische Luftwechsel über Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sichergestellt wird.

Um eine natürliche Patina im Alterungsprozess des Gebäudes zu erreichen, wurden alle Materialien, soweit möglich, pur ausgeführt und nicht verkleidet, verputzt oder gestrichen.

Architekt Alexander Geiseler, Geiseler Gerull Architekten.GmbH

„Das Beton" schwebt

Die Schließung einer Baulücke führt dazu, dass von der ursprünglichen Durchgängigkeit nichts mehr übrigbleibt. Bei diesem Projekt ermöglicht das Aufständern des Gebäudes immer noch Sichtbeziehungen.
„Die Idee war, den Betonkubus schweben zu lassen und ihm dadurch eine Leichtigkeit zu geben. Der dadurch entstandene Raum bietet die Möglichkeit, das Hafengebiet an der gegenüberliegenden Seite zu sehen. So ist der Hafen allgegenwärtig“, erklärt Ivo Nikolov, Projektleiter bei Ardi Goldman. Ein speziell von Lichtplanern entworfenes Beleuchtungskonzept ermöglicht es, die Untersicht des Gebäudes so anzustrahlen, dass die Illusion des Schwebens auch in den Abendstunden erhalten bleibt.

Leichtbeton als primäres Baumaterial

‚Das Beton‘ ist auch für uns ein Prestigeprojekt, mit einem Produkt, das nicht von der Stange kommt. Im Gegensatz zu konventionellem Beton, der oft standardisiert und in Massenproduktion hergestellt wird, ist unser Leichtbeton ein maßgeschneidertes Produkt. Diese Individualität resultiert aus der speziellen Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe, die sorgfältig ausgewählt werden, um die einzigartigen Eigenschaften zu gewährleisten, die für die jeweiligen Projekte erforderlich sind. Der Leichtbeton hat die Eigenschaft, dass er eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit besitzt und die Wärme entsprechend speichert, sie aber auch gleichzeitig schwerer abgibt, wodurch die sehr gute Dämmfunktion entsteht“, so Önder Bahadir, Vertrieb Spezialprodukte von Heidelberg Materials. Die 58 Zentimeter dicken Außen- wände des Betons benötigen daher keinerlei zusätzliche Wärmedämmung. Ein großer Vorteil der monolithischen Bauweise liegt darin, komplett auf ein Wärmedämmverbundsystem verzichten zu können. Des Weiteren besteht das Gebäude vollständig aus einem Baustoff, der zudem auch noch zu 100 Prozent recycelbar ist. Durch die Wärmedämmeigenschaften wird Heizenergie eingespart, was wiederum zur Reduzierung von Emissionen führt.

Für „Das Beton“ wurden 550 Kubikmeter LC 12/13 D1.2 Leichtbeton von Heidelberg Materials genutzt. Von Leichtbeton spricht man bei Betonen mit einer Trockenrohdichte zwischen 800 und 2000 kg/m³ (definiert in DIN 1045). Zum Vergleich: „normaler“ Beton hat ein Raumgewicht von 2000 bis 2600 kg/m³. Technisch liegt die untere Grenze für Leichtbetone derzeit bei etwa 350 kg/m³. Verantwortlich für dieses „Leichtgewicht“ ist die Beimischung von Gesteinskörnungen mit hoher Porosität beziehungsweise geringer Dichte. Jedes Korn weist einen hohen Anteil von bis zu 85 Volumenprozent feinster Luftporen auf. Diese Luftporen geben dem Leichtbeton seine wärmedämmtechnischen Eigenschaften. Die am meisten verwendeten leichten Gesteinskörnungen sind wie bei diesem Projekt Blähton, aber auch Blähglas (recyceltes, gebranntes Glas), Blähschiefer oder Bimsstein. Diese können auch untereinander gemischt werden. Um die Qualität bei den Betonagen sicherzustellen, ist bei jeder Lieferung ein Baustoffprüfer im Werk und auch auf der Baustelle im Einsatz. So können auch die entsprechenden Eigenschaften nachgewiesen und eingehalten werden.

Der Heidelberger Leichtbeton zeichnet sich zusätzlich durch eine herausragende Brandsicherheit aus und gehört der höchsten Brandschutzklasse A1 an, gemäß den Richtlinien der DIN 4102 für den Brandschutz im Hochbau.

‚Das Beton‘ ist auch für uns ein Prestigeprojekt, mit einem Produkt, das nicht von der Stange kommt.

Önder Bahadir, Vertrieb Spezialprodukte von Heidelberg Materials

Verarbeitung des Leichtbetons

Es gab im Vorfeld Entwürfe mit unterschiedlichsten Fassaden für die einschalige Betonkonstruktion. Aber mit welcher Optik und welcher Oberfläche? „Wir haben für Herrn Goldman extra eine Probewand angefertigt. Dort wurde die Wand mit der sägerauen Brettschalung, teilweise noch mit Schraublöchern erstellt, sodass das Abbild des Betons möglichst lebhaft ist“, erinnert sich Projektleiter Stephan Weber vom Bauunternehmen Adolf Lupp GmbH & Co. KG. Für die Betonage des Gebäudes wurde ein Silo mit Außenrüttler ausgestattet, um das Absetzen des Betons zu vermeiden.

Die Durchleitung des Betons unter die bis zu 3,60 Meter breiten Fensterbrüstungen erfolgte durch die Bestückung der Schalung mit pressluftgetriebenen Außenrüttlern. Zusätzlich wurden in die Leibungsschalung Löcher zur Entlüftung gebohrt und größere Öffnungen vorgesehen, um das Durchlaufen des Betons im Brüstungsbereich zu kontrollieren. „Sobald der Beton hochgestiegen war, wurden die Öffnungen mit passenden Deckeln wieder verschlossen, das hat alles sehr gut funktioniert. Es war keine Nachbehandlung des Leichtbetons nötig, und das Ausschalen erfolgte nach zirka drei Tagen“, erläutert Stephan Weber.

Kunst am Beton

Im Innenhof innerhalb der Bestandswände und an den zurückgesetzten Nischen von „Das Beton“ bis hin zum Staffelgeschoss haben neun Künstler aus verschiedenen Teilen der Welt ihre Spuren hinterlassen. Jeder Künstler hat sich auf einer Wand verewigt, und so ist der ganze Hof durch unterschiedliche Stile farbenfroh gestaltet. „Die Brettschalung des Betons sollte durch die zarten Graffitis noch rauer aussehen. Dieser Kontrast zwischen dem puren Beton und der farbenfrohen Kunst verleiht dem Gebäude eine besondere Note, denn der Beton wirkt dadurch noch stärker“, schwärmt Nikolov.

Melanie Kotzan

Objektsteckbrief

Projekt: Das Beton, Bürogebäude aus Leichtbeton, Frankfurt am Main
Bauherr/Auftraggeber: Goldman Projekt- entwicklung, Frankfurt am Main
Architekten: geiseler gergull architekten.GmbH, Frankfurt am Main
Bauunternehmen: Adolf Lupp GmbH & Co. KG, Nidda
Beton: 550 m3 Leichtbeton, LC 12/13 D1.2, Heidelberg Materials Beton
Fertigstellung: Juli 2023

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