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Monolithischer Anbau aus Leichtbeton // Ausgabe 2/2020

Aus eins mach zwei

Eine Bauherrenfamilie, die eng mit der Betonbranche verbunden ist, erweiterte ihr Wohnhaus aus den 1970ern mit einem monolithischen Anbau. Es kam damals wie heute nur ein Material in Frage – natürlich Beton. Der neue Baukörper ist komplett aus Leichtbeton mit Blähglas, ganz ohne zusätzliches Dämmmaterial.

Wohnen

Foto: HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

Wenn die Geschäftsführerin eines Transportbetonwerks die Erweiterung ihres Wohnhauses plant, dann steht das Material fest. Das zeitlose 1970er-Jahre-Wohnhaus aus Sichtbeton wurde für zwei Personen zu groß, reichte aber nicht für eine zusätzliche Familie und somit vier Generationen unter einem Dach. So entstand der Plan, den Bestand um einen Wohntrakt zu ergänzen. Den Bauherren war es wichtig, einen Leichtbeton zu verwenden, der sich innerhalb des genormten Rohdichtebereichs befindet. Architekt Florian Gebauer von Gebauer Wegerer Wittmann Architekten erklärt: „Wir wollten die Idee des Sichtbetons noch radikaler durch einen monolithischen Bau umsetzen. Die vorherrschende Struktur der versetzten Pultdächer sollte mit dem Neubau eine Einheit bilden. So haben wir uns, anstatt eines Flachdachs, wie es bei einem monolithischen Bau zu erwarten wäre, für ein Pultdach entschieden. Die Bauherren waren sehr innovativ und haben unsere Ideen mitgetragen und unterstützt.“

Der Leichtbeton ist für uns als Planer ein idealer Baustoff: Er dämmt, er schützt und trägt zugleich.

Architekt Florian Gebauer

Sichtbeton, Holz und hohe Glasfenster harmonieren

Das Mehrgenerationenprojekt befindet sich auf einem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück in Dietfurt mit gewachsenem Obstbaumbestand. Der Fluss Laber fließt direkt am Grundstück entlang. Um den Neubau vor Hochwasser zu schützen, wurde er auf Streifenfundamenten aufgeständert. Der Anbau schließt an das Bestandsgebäude im rechten Winkel an und wirkt dadurch raumbildend zum Garten. Der Familie war die Erhaltung des alten Baumbestandes sehr wichtig, so wurde nicht nur bei den Bauarbeiten viel Rücksicht genommen, auch der Lieblingsbaum der Oma blieb stehen und konnte in die Terrassengestaltung integriert werden. Die Terrasse aus Lärchenholz umgibt den Neubau und harmoniert mit der Betonoptik. Hohe Glasschiebeelemente im Wohnzimmer zeigen nach Westen zum Garten hin und nach Osten öffnet sich der Blick auf die Laber.

Sichtestrich im Farbton Anthrazit

Der 110 Quadratmeter große Neubau ist der Lebensmittelpunkt der jungen Familie. Er besteht aus offener Küche, Wohnzimmer, Abstellraum und Toilette. Innen lockern der Eichenboden und viele Holzelemente die Betonoptik auf. In Flur, Abstellraum und Toilette entschieden sich die Bauherren für CemFlow – einen zementgebundenen, faserarmierten Fließestrich der Heidelberger Gruppe – als modernen, edlen Sichtestrich im Farbton Anthrazit.

Bauherrin Veronika Werner schwärmt: „Es lebt sich wunderbar in diesen Räumen, denn das Klima und auch die Akustik sind sehr angenehm. Uns gefällt die Optik des Leichtbetons sehr gut, die Betonwände haben eine samtige Oberfläche und sind überhaupt nicht kühl.“

Ein Zwischenbau in Holzständerbauweise ist die Nahtstelle zwischen den Betongebäuden. Hier sind das Treppenhaus und der Eingang untergebracht. Die Schlafräume der jungen Familie befinden sich im Obergeschoss des Bestandsgebäudes, dort werden auch die Kellerräume mit genutzt.

Die Kinder fassen immer gerne an die Wände und fragen: ‚Bleibt das jetzt so?

Bauherrin Veronika Werner

Leichtbeton mit recyceltem Altglas speziell entwickelt

Der Leichtbetonbau in Dietfurt ist ein Pilotprojekt des dort ansässigen Transportbetonwerks, bei dem in dieser Form zum ersten Mal Beton mit reinem Blähglas gemischt wurde. Dieses besteht zu 100 Prozent aus recyceltem Altglas und ist rein mineralisch. Die Rezeptur für den Leichtbeton hat das Labor der Betotech GmbH in Nabburg unter Leitung von Hans-Peter Zeitler entwickelt. Hans-Peter Zeitler erinnert sich: „Mit der Entscheidung, Blähglas zu verwenden haben wir eine Wand- und Dachstärke von 50 Zentimetern erreicht und sind mit einem Rohdichtewert von 800 kg/m3 innerhalb des Normbereichs geblieben. Der Anbau erfüllt somit die aktuelle EnEV ohne zusätzliche Dämmung. Eine Zulassung im Einzelfall war nicht erforderlich.“

Pultdach ebenfalls mit Leichtbeton

Eine Herausforderung stellte das Pultdach aus Leichtbeton mit 14-Grad-Dachschräge dar. Hier musste das Mischverhältnis steifer sein. Es waren einige Laborversuche und zwei schräge Musterwände nötig, aber dann stimmte die Mischung.

Der hier verwendete Leichtbeton war durch die Beimischung der Blähglaskörnchen nicht pumpbar. Die Lösung waren mit Blähglas gefüllte Big Bags, deren Inhalt in der Mischanlage in Dietfurt mittels eines Lastenkrans direkt in die Mischertrommel eingebracht wurde. Der Fahrmischer diente hier also als mobile Mischanlage. Anschließend ist der Leichtbeton mit Hilfe von Kran und Betonkübel in die Schalungen eingebracht worden. Insgesamt wurden 88 Kubikmeter Leichtbeton verbaut.

Text: Melanie Kotzan

Podcast BETONt: Aus eins mach zwei

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Objektsteckbrief

Projekt: Anbau zum Mehrgenerationenhaus, Dietfurt

Bauherr: privat

Architekten: Gebauer.Wegerer.Wittmann Architekten BDA, Regensburg

Bauunternehmung: Rohmann Hoch & Tiefbau GmbH, Beilngries

Beton: 88 m3 Leichtbeton LC 12/13 mit Rohdichte 0,8; Expositionsklasse XC4/ XF1/ XA1; Konsistenz F4; Körnung 0/6 mit Zuschlag von Blähglas

Betonlieferant: TBG Transportbeton Werner GmbH & Co. KG, Dietfurt

Betonentwicklung: Betotech GmbH, Baustofftechnisches Labor Nabburg

Energiestandard: EnEV 2014

Fertigstellung: 2019

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