Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen. Bestes Beispiel ist ein Bauprojekt im niedersächsischen Nordstemmen. Dort hat die DB InfraGO AG aus Wirtschaftlichkeitsgründen zwei Bahnübergänge zurückbauen und stattdessen einen Rettungsweg betonieren lassen. Das freut auch die ansässigen Landwirte, denn sie können ihre Felder im betroffenen Gleisdreieck nun sicher mit schweren Landmaschinen erreichen. Auch die Bewohner eines ehemaligen Bahnwärterhauses sind über den Weg gut angebunden. Seit Dezember 2024 ist er für den Fahrbetrieb freigegeben.
Sicherheit mit Maß
Der neue Wirtschaftsweg gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste beginnt an der Landesstraße L410 und ist 420 Meter lang; dieser Streckenabschnitt war zuvor bereits als Weg angelegt. Die zweite Strecke misst 580 Meter und wurde komplett neu gebaut. Maßgebend für den Bau der ein Kilometer langen Strecke war das Arbeitsblatt DWA-A 904 (2016) – Richtlinien für den ländlichen Wegebau (RLW). Gefertigt wurde der Weg im Betongleitverfahren mit einem Gleitschalungsfertiger Typ Gomaco 3300. Die beiden Fahrspuren sind jeweils 1,30 Meter breit mit einem Zwischenraum von 0,90 Metern. Mit den seitlichen Banketten ergibt sich eine Gesamtbreite von fünf Metern. „Im Abstand von 300 Metern haben wir zusätzlich vollflächige Ausweichstellen betoniert, sodass dort zwei Lkw oder ein Traktor und ein Pkw gut aneinander vorbeifahren können“, erläutert Dirk Pütger, Bauleiter der Bestra Beton- und Straßenbau GmbH.
Der Erfolg steckt im Detail
Zwar gibt es für den landwirtschaftlichen Wegebau strikte Vorgaben, was allerdings nicht bedeutet, dass alles nach Schema F ausführbar ist. Vielmehr hat jedes Projekt seine Herausforderungen, selbst für einen alten Wegebau-Hasen wie Pütger. Das beginnt bei der Form des Gleitschalfertigers und hört beim Zusammenspiel des Betonliefer- und Bauteams längst nicht auf, denn am Ende muss auch das Wetter mitspielen. Der Höhepunkt ist die Betonage. „Nicht immer haben wir das Glück, dass das Betonlieferwerk wie hier fast in Sichtweite liegt. Das macht den Ablauf natürlich einfacher, weil zur Betonanlieferung weniger Mischfahrzeuge benötigt werden.“
Die perfekte Betonage
Dirk Pütger bezeichnet sich selbst als keinen einfachen Kunden. Für eine reibungslose Betonage müssen für ihn vier Faktoren gegeben sein: Die Konsistenz und damit Ausbreitmaß des Betons müssen stimmen. Der Beton muss zuverlässig an den Einbaustandort geliefert werden und die Betonmischfahrzeuge in 1A-Zustand sein. Und wesentlich ist auch die enge Kommunikation zwischen Mischmeister im Werk und Einbauort. „Im Zusammenspiel mit Heidelberg Materials lief das alles prima“, bestätigt Pütger. Bei einer Einbaugeschwindigkeit von 24 bis 32 Kubikmeter Beton pro Stunde benötigte der Fertiger alle 15 bis 20 Minuten eine Lieferung. „Da sind wir mit vier Betonmischern gut hingekommen“, so Pütger. Nicht zuletzt, weil sich die Fahrzeuge rasch entladen ließen. Das sei nicht selbstverständlich. Ein Mischfahrzeug mit verdreckter Schnecke etwa braucht zum Entladen in den Fertiger rund zehn Minuten länger. Zu einem runden Ablauf haben auch die engen Absprachen zwischen Betonwerk und Einbauort beigetragen. „So war spätestens beim dritten Fahrzeug die Betonkonsistenz optimal eingestellt.“
Dauerhaftigkeit als Trumpf
Eine andere einzukalkulierende Variable ist das Wetter. Nach dem Betonieren, Glätten und dem finalen feinen Besenstrich liegt die Fläche einige Zeit ungeschützt. „Ein schwacher Nieselregen macht da nichts; aber wenn es längere Zeit schauert, ist die Form dahin“, erläutert Dirk Pütger. Nicht so, wenn der Beton ausgehärtet ist. Dann trotzt er jeder Witterung. Selbst größere Temperaturschwankungen führen nicht zu Verdrückungen und Kantenabbrüchen. „Deshalb steht Beton für Stabilität und Dauerhaftigkeit. Die Wege sind so tragfähig, dass sie problemlos mit den heute üblichen Landmaschinen befahren werden können“, erklärt Frank Herbeck, Vertrieb Heidelberg Materials Beton, Region Nord-West. Und die Unterhaltungskosten für den Weg seien, so Herbeck, kaum der Rede wert. Für ihn ist daher klar: „Wer nachhaltig denkt, kommt um Beton als Baustoff nicht herum.“
Dr. Georg Haiber
Objektsteckbrief
Projekt: Ersatz- und Rettungszufahrt Nordstemmen
Auftraggeber: DB InfraGO AG
Bauunternehmen: Bestra Beton- und
Straßenbau GmbH, Coppenbrügge
Beton: 680 m3 C25/30 LP, Heidelberg Materials Beton, Werk Nordstemmen
Zement: CEM II A-LL 24,5 R, Heidelberg Materials, Werk Hannover
Fertigstellung: 2024