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Hörsaal- und Lernzentrum audiMAX für die Universität Heidelberg // Ausgabe 1/2024

Schwebender Quader der Erkenntnis

Die Universität Heidelberg bekommt ein neues Gebäude mit dem größten Hörsaal der gesamten Bildungseinrichtung: das AudimaX. Das Objekt selbst besticht durch seine ungewöhnliche Architektur, bei dessen Errichtung 11.000 Kubikmeter Beton von Heidelberg Materials zum Einsatz kamen.

Material

Die Klaus Tschira Stiftung ist eine gemeinnützige Organisation, die Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik fördert. Derzeit baut sie für die Universität Heidelberg ein Gebäude mit dem Namen AudimaX, und das macht der Bezeichnung alle Ehre. Mit 900 Plätzen beherbergt es den größten Hörsaal der gesamten Bildungseinrichtung. Darüber hinaus sind in ihm zwei weitere Auditorien mit insgesamt 500 Plätzen, mehrere Seminar- und Lernräume, Büros sowie eine große Bibliothek untergebracht. Insgesamt umfasst das Objekt eine Nutzfläche von 8.700 Quadratmetern und erstreckt sich über zwei unterirdische und vier oberirdische Stockwerke sowie ein Staffelgeschoss.

Futuristisch wirkender Baukörper

Entworfen wurde es vom Planungsbüro Bernhardt + Partner Architekten aus Darmstadt. Seine Mitarbeiter haben sich unter anderem auf den Bau von Bildungs-, Forschungs- sowie Kultureinrichtungen spezialisiert und bereits mehrere Projekte für die Universität Heidelberg realisiert. Ihr Entwurf sah eine Kombination aus Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit vor. Von außen betrachtet wirkt das AudimaX wie ein lichtdurchfluteter Quader, der über einem Sockel mit zwei Rampen schwebt – eine beeindruckende Architektur. Seine Errichtung brachte jedoch für die Mitarbeiter des ausführenden Unternehmens, Peter Gross Bau, Niederlassung Kaiserslautern, so manche Herausforderung mit sich.

Knifflige Schalungsarbeiten

Eine davon war die Schalung. Nachfolgend auszugsweise zwei Beispiele für die kniffelige Aufgabenstellung. Erstens: Damit die Zuhörerbänke in den Hörsälen nach hinten ansteigend angeordnet werden können, ist in diesen Räumen der Boden als 21 Grad geneigte Rampe ausgebildet. Dies führte bei dem 32 Meter langen Audimax zu einem Höhenunterschied von zwölf Metern (!), der durch die Schalung überbrückt werden musste. Zweitens: Um den oben beschriebenen Eindruck eines schwebenden Quaders zu schaffen, ist es erforderlich, dass die Fassade im Erdgeschoss um zirka drei Meter zurückspringt. Gleichzeitig kragt sie im Obergeschoss um acht Meter aus. Dies hatte zur Folge, dass eine Konstruktion gefunden werden musste, die es ermöglicht, die Last des frischen Betons über eine Höhe von mehreren Stockwerken hinweg abzuleiten.

Hohe Anforderungen an die Betonage

Sobald die Schalungen für den jeweiligen Bauabschnitt errichtet waren, konnte es ans Betonieren gehen – was sich zuweilen als gleichermaßen anspruchsvoll erwies. Dies zeigt sich schon allein an der riesigen Betonmenge, die in das Gebäude floss – insgesamt wurden 11.000 Kubikmeter verbaut. In der Praxis bedeutete das, dass über 1,5 Jahre hinweg mindestens einmal täglich ein Betonmischer sein Material auf die Baustelle zu liefern hatte. Um hierfür einen zuverlässigen Partner an der Seite zu haben, entschied sich das Bauunternehmen für Heidelberg Materials. Dessen Frischbetonwerk stimmte die Betonrezeptur ständig auf unterschiedlichste Parameter ab. Deren wichtigste davon waren die Witterung, die Geometrie des zu betonierenden Baukörpers und der Abstand der Bewehrung. Dementsprechend waren Korngröße, Fließfähigkeit, Zementgehalt, die angestrebte Druckfestigkeitsklasse, das Zeitfenster der Verarbeitbarkeit, die Menge und Sorte des Fließmittels und viele andere Faktoren an die jeweilige Situation anzupassen. So musste beispielsweise der Beton, der für die schrägen Böden der Hörsäle geliefert wurde, relativ steif sein. Nur so war sichergestellt, dass er sich gut einbauen ließ und nicht auf der geneigten Fläche davonfloss.

An manchen Tagen - vor allem dann, wenn wir große Flächen zu betonieren hatten - musste das Frischbetonwerk von Heidelberg Materials eine logistische Meisterleistung absolvieren. Dann waren wir darauf angewiesen, dass der Beton in einem bestimmten Zeitabschnitt auf die Baustelle geliefert wurde. Nur so war es möglich, effektiv zu arbeiten.

Asie Kezhova, Bauleiterin des AudimaX

Herausforderung für die Logistik

Und auch in Sachen Logistik stellte der Bauablauf an manchen Tagen das Betonwerk vor Herausforderungen. Denn einige Bauteile waren so groß, dass bis zu 400 Kubikmeter Beton, das heißt mehrere Wagenladungen, erforderlich waren. Damit diese nahtlos eingebaut werden konnten, mussten die Betonmischer in einer vorgegebenen Taktfrequenz auf die Baustelle fahren – beispielsweise alle 10 bis 15 Minuten. Für das Frischbetonwerk bedeutete dies, dass es dementsprechend den Beton in kurzer Zeit vorbereiten, einen Wagen samt Fahrer zur Verfügung stellen und das Verkehrsaufkommen auf der Strecke zwischen Werk und Baustelle berücksichtigen musste. An einigen Tagen lieferte Heidelberg-Materials auch die erforderliche Betonpumpe. Alles zusammen keine leichte Aufgabe!

Schalrohre aus Karton

Hinzu kam, dass zuweilen eine hohe Sichtbetonqualität gefordert war. Denn sowohl die eckigen als auch die runden Bauteile mussten der Sichtbetonklasse SB3 entsprechen. Das bedeutet ihre Oberfläche sollte ein geschlossenes Erscheinungsbild haben und weitgehend einheitlich sein. Es sind nur großflächige Hell-/Dunkelfärbungen zulässig. Um das ohne großen Aufwand zu erreichen, setzten die Mitarbeiter des ausführenden Unternehmens Schalrohre ein, die eine Hülle aus speziellem Papier beziehungsweise Karton haben und innen mit einer besonderen Schalhaut versehen sind. Zusammen mit der guten Betonqualität – es war keine besondere Rezeptur erforderlich – konnte die Firma Peter Gross problemlos optisch ansprechende Sichtbetonstützen errichten.

Großzügige Spende

Sobald das AudimaX fertiggestellt ist, wird es an die Universität Heidelberg übergeben werden. Darüber hinaus hat sich die Klaus Tschira Stiftung bereit erklärt, neben dem Gebäude auch die Inneneinrichtung für die Hörsäle, sämtliche Lernbereiche, die Foyer- und Galeriezonen sowie die Bibliothek dem Land Baden-Württemberg zu schenken.

Über die Universität Heidelberg

Die Universität Heidelberg wurde 1386 gegründet und soll die die älteste Universität in Deutschlands sein. Sie bietet über 160 Studienfächer an, beginnend bei den Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften über die Natur- und Lebenswissenschaften bis hin zur Medizin. Nach eigener Aussage betrachtet die Universität Heidelberg es als ihre Aufgabe, über die Grenzen von Disziplinen hinweg Antworten auf die großen Fragen der Menschheit zu erarbeiten.

Über Sichtbeton

Sichtbetonklassen sind eine Klassifizierung des Betons in vier verschiedene Kategorien. Diese sind

SB1: Geringe Anforderungen

SB2: Normale Anforderungen

SB3: Hohe Anforderungen

SB4: Besonders hohe Anforderungen

In einem Merkblatt des DBV und des VDZ wird festgehalten, welche Anforderungen hinsichtlich Textur, Porigkeit, Farbtongleichmäßigkeit etc. an die jeweilige Sichtbetonklasse gestellt werden. Diese Klassifizierungen sind eine gute Orientierungshilfe, die sicherstellt, dass alle Baubeteiligten die gleichen Maßstäbe ansetzen.

Claudia El-Ahwany

Objektsteckbrief

Projekt: AudimaX Heidelberg
Bauherr: Klaus Tschira Stiftung
Architekten: Bernhardt + Partner Architekten
PartG mbB, Darmstadt
Bauunternehmen: Peter Gross Hoch- und Generalbau, Kaiserslautern
Beton: Heidelberg Materials: 11.000 m3 Beton (C12/15 bis C50/60), Werke Eppelheim, Mannheim-Rheinau
Betonpumpe: Heidelberger Betonpumpen Simonis GmbH & Co. KG
Zement: Heidelberg Materials: CEM II B-S 42,5 N und CEM II A-S 42,5 R, Werk Leimen Fertigstellung: 2024

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