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Das Bronner Haus – Bewegende Familiengeschichte und moderne Nutzung mit 3D-Druck // Ausgabe April 2025

All One

Mit der feierlichen Einweihung des Bronner Hauses und des Dr. Bronner’s Museums in Laupheim schließt sich für die Familie Bronner ein bedeutender Kreis ihrer bewegten Geschichte. Das US-amerikanische Naturseifenunternehmen Dr. Bronner’s hat seine Wurzeln in Deutschland – und kehrt nun mit seiner deutschen und europäischen Firmenadresse an den historischen Standort in Laupheim zurück. Im Rahmen des Sanierungsprojekts stand die individuelle Formgebung und Einzigartigkeit im Vordergrund.

Begegnungen

© Conné van d’ Grachten

Die Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Heilbronner reicht bis ins Jahr 1858 zurück, als der Großvater des Firmengründers von Dr. Bronner’s Magic Soaps in Laupheim mit der Seifenherstellung begann. Im Jahr 1929 wanderte der Enkel in die Vereinigten Staaten aus, wo er seinen Namen in Emanuel Bronner änderte. Mit den bewährten Rezepturen für hochwertige Flüssig- und Stückseifen gründete er schließlich seine eigene Seifenmanufaktur. Nachdem er seine Eltern und andere Familienmitglieder im Holocaust verloren hatte, wurde es der Lebensinhalt Emanuel Bronners Hass und Krieg abzuschwören. Er setzte sich unermüdlich für die Vereinigung der Menschheit ein. In den 1940er-Jahren erlangte er Bekanntheit, indem er seine persönliche Lebensphilosophie verkündete. Er rief die Menschen dazu auf, ihre transzendente Verbundenheit jenseits religiöser und ethnischer Grenzen zu erkennen. Seine leidenschaftlichen Ansichten führten jedoch dazu, dass er in einer psychiatrischen Einrichtung in Chicago untergebracht wurde. Nachdem er diese Zeit überwunden hatte, zog er nach Kalifornien und gründete 1948 das Unternehmen Dr. Bronner’s. Zunächst verschenkte er die Seifen während seiner Vorträge, stellte jedoch bald fest, dass seine Botschaft oft ungehört blieb. Daraufhin begann er, seine Philosophie, das moralische ABC, auf die Flaschen zu drucken – ein Erkennungsmerkmal, das bis heute erhalten ist.

Neuer Begegnungsort in Laupheim

Die Familie Bronner wollte ihr Erbe und ihre jüdischen Wurzeln bewahren – und erhielt die Chance, das Bronner Haus zurückzukaufen. „Bereits vor dem Rückkauf stellte Michael Schick, ein engagierter Bürger Laupheims, den entscheidenden Kontakt zu der in den USA lebenden Familie her“, erinnert sich Anke Buhl, Geschäftsführerin der Dr. Bronner’s Europe GmbH. Das Gebäude wurde nach dem Rückkauf liebevoll saniert und ist mittlerweile ein Wohnheim für acht Menschen mit Behinderungen und Betreuungsbedarf. „Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie sehr sie es sich zu ihrem Zuhause machen. Es herrscht immer eine warme, herzliche Atmosphäre“, berichtet Anke Buhl. Im Untergeschoss, früher die Seifenmanufaktur, befindet sich nun ein kleines Museum zur Geschichte der Familie. Im ersten Bereich erzählen Bildtafeln die Geschichte der Familie von 1858 bis heute. „Hier sind die Mitglieder der Familie in Lebensgröße zu sehen – so, als würde man ihnen persönlich begegnen“, erläutert Anke Buhl.

Der zweite Bereich ist ein schlicht gehaltener Gewölberaum, der als Medienstation dient. Dort steht ein überlebensgroßes Modell einer Seifenflasche von Dr. Bronner’s mit der ikonischen, dicht bedruckten Philosophie des Firmengründers. Besucher können interaktiv in die Geschichte eintauchen: Eine Installationsfläche mit vier Bildschirmen zeigt Filme zur Familien- und Unternehmensgeschichte, die durch Berührung der Seifenflasche aktiviert werden. „All-One!“ Wir sind alle eins oder nichts, so lautet die Philosophie von Emanuel Bronner. Diese drückt die Überzeugung aus, dass alle Menschen, alle Lebewesen und die gesamte Natur untrennbar miteinander verbunden sind. Bis heute ist dies die zentrale Vision des Unternehmens: Nur wenn es allen gut geht, geht es auch dem Einzelnen gut.

Der Kreis schließt sich

Emanuel Bronners Vision von Einheit und Frieden hat sich durchgesetzt – sie lebt nicht nur auf den Produkten von Dr. Bronner’s fort, sondern auch in der Rückkehr der Familie nach Laupheim. Im Mai 2024 initiierte Dr. Bronner’s Magic Soaps hier eine große Eröffnungsfeier. Die Veranstaltungen brachten die Unternehmensleitung und Mitglieder der Familie Bronner aus den USA und Israel zusammen. „Die Bewahrung dieser Geschichte ermöglicht es uns, von denen zu lernen, die vor uns kamen. Der Erfolg des Unternehmens Dr. Bronner’s und die Reise der Familie Bronner sind ein Zeugnis für die menschliche Widerstandskraft. Wir waren sehr stolz darauf, die Restaurierung des Hauses ihrer Vorfahren zu feiern, und freuen uns, einen Beitrag zur Bewahrung der Geschichte der Gemeinde Laupheim zu leisten“, so Anke Buhl. Die Philosophie „All-One!“ erstrahlt nun in Leuchtbuchstaben an der Fassade des renovierten Gebäudes. Mittlerweile ist die Firmenadresse für Deutschland und Europa wieder in Laupheim angesiedelt – ein symbolischer Kreis, der sich geschlossen hat. Das Dr. Bronner’s Haus mit Wohngemeinschaft und Museum ist mehr als ein Ort der Erinnerung, es ist ein lebendiger Raum, in dem Menschen zusammenkommen und eine besondere Geschichte erleben. Es steht als Symbol für Zusammenhalt, soziale Verantwortung und eine wünschenswerte friedliche Zukunft.

Die Bewahrung dieser Geschichte ermöglicht es uns, von denen zu lernen, die vor uns kamen. Der Erfolg des Unternehmens Dr. Bronner’s und die Reise der Familie Bronner sind ein Zeugnis für die menschliche Widerstandskraft. Wir waren sehr stolz darauf, die Restaurierung des Hauses ihrer Vorfahren zu feiern, und freuen uns, einen Beitrag zur Bewahrung der Geschichte der Gemeinde Laupheim zu leisten.

Anke Buhl, Geschäftsführerin der Dr. Bronner's Europe GmbH

3D-Betonelemente prägen die Gestaltung der Außenanlagen

Von Anfang an bestand ein hoher Anspruch an die Gestaltung und das Design des Gebäudes sowie das Erscheinungsbild der Außenanlage. Konstruktiv stellten neben den geschwungenen Entwürfen des Architekten auch die unterschiedlichen Höhenniveaus eine besondere Herausforderung dar. „Die bauausführende Firma wandte sich daher an uns, denn hierfür eignete sich die Fertigung der Bauteile im 3D-Betondruckverfahren ideal“, erklärt Marcel Förderer von der Röser IV GmbH. Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme von Gebäude und Außenanlage konnten die komplexen Formen des Architekten dank digitaler Planung problemlos übernommen und optimal an das spezielle Herstellungsverfahren angepasst werden. So konnte man den Aufwand vor Ort deutlich reduzieren, da aufwendige Sonderschalungen entfielen. Die im Werk gedruckten Bauteile mussten lediglich eingesetzt und stellenweise mit Ortbeton verfüllt werden. Die Außenelemente wurden mit dem Higthech-Material evoBuild 3D-Druck von Heidelberg Materials gedruckt. „Unser evoBuild 3D-Druck eröffnet völlig neue Dimensionen – er vereint herausragende Stabilität, Langlebigkeit und präzise Formbarkeit. Mit diesem Baustoff setzen wir visionäre Designs effizient und nachhaltig um und ebnen so den Weg in eine innovative Zukunft des Bauens“, erklärt Beda Eber, Produktmanager 3D-Betondruck von Heidelberg Materials. Im ersten Bauabschnitt wurden – neben einem Pflanzbeet – mehrere Wandelemente realisiert, die als Einfassung des Treppenprofils dienen. Diese Elemente gestalten nicht nur die einzelnen Blockstufen als Einheit, sondern schaffen auch Platz für Begrünung und Sitzgelegenheiten. Im zweiten Bauabschnitt wurden die Beeteinfassungen präzise an die Form des Grundstücks angepasst und das Rampenprofil für einen barrierefreien Zugang gedruckt. Ein kleinformatiges Häuschen bietet zusätzlichen Stauraum und kann zugleich als Sitzgelegenheit am Hang genutzt werden. „Der 3D-Druck hat in das Gesamtpaket optisch sehr gut hineingepasst und ist ein richtiger Hingucker geworden“, schwärmt Marcel Förderer.

Melanie Kotzan

Objektsteckbrief

Projekt: Sanierung Bronner Haus
Bauherr, Auftraggeber: Familie Bronner
Architekt: Teamwerk Architekten, München
Landschaftsarchitekt: toponauten GmbH, Freising
Bauunternehmen: Matthäus Schmid GmbH & Co. KG, Baltringen
3D-Betondruck: Röser IV GmbH, Laupheim
Beton: evoBuild 3D-Druck N 4 mm, Heidelberg Materials
Fertigstellung: Mai 2024

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