Alles hat seine Zeit. Jedes Vorhaben hat seine Stunde. So auch der Umbau der Bühlerschen Mühle vor den Toren Heidelbergs. Als der Mühlenbetreiber im Jahr 1990 seine Geschäfte an den Nagel hängte und die Tür letztmals hinter sich schloss, fiel die Mühle in einen 30 Jahre dauernden Dornröschenschlaf. „Ich kann mich noch an den Rundgang vor einigen Jahren erinnern. Alle Maschinen befanden sich betriebsbereit an Ort und Stelle, auf dem Bürotisch standen Stehlampe, Locher und Karteikasten und an der Garderobe hing noch die Aktentasche. Hätte nicht der Staub der Jahre alles mit einer zentimeterdicken Schicht überzogen, man hätte meinen können, der Betreiber sei gerade gegangen“, erinnert sich Architekt Daniel Albiez. Seitdem gingen ihm und seiner Frau Sandra die malerische Mühle nicht aus dem Kopf, und es reifte in ihnen eine Idee. Im Jahr 2016 kauften sie das Industriedenkmal, entwickelten ein Konzept, setzten es um und haben die Mühle damit gewissermaßen wieder wachgeküsst.
Denkmalschutz: Alt und Neu sollten erkennbar sein
Ganz so glatt ging es dann aber doch nicht. Denn die beiden Architekten mussten beim Umbau unter anderem die Vorgaben des Denkmalschutzes berücksichtigen. Was dabei alles zu beachten war, hing natürlich auch von der Nutzung ab. Sollte es ein Wohnbau werden? Oder ein gewerblich genutzter Bau wie vordem? Oder sollte er gar für die Öffentlichkeit zugänglich sein? Am Ende wurde es ein Mix aus allem: Im Erdgeschoss wird es ein Café geben, in den Etagen darüber sind Büros und die obersten Stockwerke sind zum Wohnen da. „Heidelbergs Baubürgermeister fand letztlich das Konzept überzeugend, den Mühlencharakter bestmöglich zu erhalten und die Eingriffe in das Industriedenkmal mittels zeitgemäßer Architektursprache zuzulassen. Alt und Neu sollten von außen und innen erkennbar sein“, erklärt der gelernte Steinbildhauer Albiez. So wurde die Fassade zum Teil mit Stahlblech bekleidet. Dazu kombinierte das Planungsteam unter anderem die Platten des Plansichters, einer Maschine zur Trennung von Kornbestandteilen. Aber auch im Innenbereich fällt dem Betrachter der einzigartige Mühlencharakter sofort ins Auge, etwa beim Betreten der künftig gewerblich genutzten Räume. Dort hängen noch Transmissionsgetriebe an der Decke und die Wände zieren Kanäle aus Holz, die wie Skulpturen wirken. Die meisten Wandflächen sind rau und unverputzt wie einst in der Mühle.
Beton und Holzgebälk erdbebensicher verbinden
Besonders knifflig beim Umbau war das Sicherstellen der Statik. Viele der alten Deckenbalken konnten wiederverwendet werden. Wo nötig, wurde ergänzt. „Wir haben vom Deckengebälk einen 3D-Scan angefertigt und konnten gegenüber dem Statiker jederzeit dokumentieren, welcher Träger wo sitzt und welche Dimensionen er hat“, erklärt Albiez. Baulich durchaus herausfordernd war die Aufgabe, das Holzgebälk und den Beton als tragende Elemente nicht nur stabil, sondern erdbebensicher miteinander zu verbinden. „Die Kunst bestand darin, die einzelnen Zwischendecken so zu verstärken und mit den Wänden zu verankern, dass Schubkräfte, die im Erdbebenfall die Wände relativ zur Decke anheben, elastisch abgefedert werden“, erklärt Holger Rupprecht, Bauleiter und Geschäftsführer von Elascon, dem Unternehmen, das die Holz-Beton-Verbunddecken ausführte.
Ein Riesenaufwand, der uns dank des Einsatzes von Easycrete
Holger Rupprecht, Bauleiter und Geschäftsführer von Elascon
erspart blieb.
Hochfließfähiger Beton Easycrete erspart jede Menge Arbeit
Die Konsistenz des Betons spielt bei so einem Vorhaben eine herausragende Rolle. Er muss hochfließfähig sein. „Erstens, weil sich so die in einem Altbau immer vorhandenen Höhendifferenzen sehr gut ausgleichen lassen. Und zweitens, weil sich damit jeder noch so kleine Hohlraum zuverlässig ausfüllen lässt“, erläutert Bauexperte Rupprecht. Hohlräume entstehen zwangsläufig dort, wo Schubverbinder – sie verbinden Beton- und Holzschicht – in die Holzdecke eingetrieben werden. „Insgesamt haben wir rund 8.000 Schubverbinder verbaut. Hätten wir hier herkömmlichen Beton verwendet, wären wir verpflichtet gewesen, die Fläche abzurütteln. Ein Riesenaufwand, der uns dank des Einsatzes von Easycrete erspart blieb“, betont Rupprecht.
Heidelberger Beton liefert den Beton stets in einer gleichbleibend hohen Qualität. Dadurch lassen
Holger Rupprecht, Bauleiter und Geschäftsführer von Elascon
sich selbst komplexe Bauprojekte leichter umsetzen.
Zeit gewonnen haben die Holz-Beton-Verbund-Spezialisten von Elascon außerdem durch eine spezielle Nachbehandlung des Betons mit einem Mittel auf Acryldispersionsbasis. Dadurch wird die Oberfläche glatt und es entsteht keine Sinterschicht, die man im Nachgang hätte abschleifen müssen. So konnte direkt im Anschluss – ohne jeglichen Zeitverlust – eine dünne Asphaltschicht aufgetragen werden.
Musterbeispiel für Effizienz
Rupprecht lobte das Projekt als Musterbeispiel für Effizienz. Ausschlaggebend dafür sei unter anderem auch die Qualität der Baustoffe gewesen. Der Schlüssel hierfür ist im Fall von Easycrete die immer gleiche Zusammensetzung des Betons, die letztlich für die nötige Fließfähigkeit des Baustoffs sorgt. „Heidelberger Beton liefert den Beton stets in einer gleichbleibend hohen Qualität. Dadurch lassen sich selbst komplexe Bauprojekte leichter umsetzen.“
Dass dies uneingeschränkt gelungen ist, davon kann sich jeder ab dem Frühjahr 2020 selbst überzeugen: mit einem Besuch im Café, wo er nur ein paar Handbreit über dem Neckar sitzt. Besonders die Wieblinger freuen sich, erlebt die Mühle doch in diesem Jahr endlich ihr Revival – nach 30 Jahren Tiefschlaf.
Text: Dr. Georg Haiber / Conny Eck
Drei Fragen an Daniel Albiez: Eine Charaktersache
Daniel Albiez ist Steinbildhauer und Architekt in einem. Der Umbau der Bühlerschen Mühle ist für ihn eine Herzensangelegenheit.
Wie kamen Sie zu diesem Projekt?
Meine Frau und ich sahen die Mühle vor 15 Jahren erstmals und waren sofort begeistert. Es ist ein geheimnisvoller Ort von bezaubernder Schönheit. Doch erst mit den Jahren reifte in mir die Idee, das Gebäude umzugestalten und es neu zu nutzen.
Was hat Sie daran so gereizt?
Bei der Besichtigung ist mir aufgefallen, mit wie viel Liebe die Mühle konstruiert ist – durchdacht bis ins kleinste Detail. Das Schöne und Faszinierende an diesem Projekt ist, dass ich hier etwas zurückbauen kann, was ich verstehe. Das ist wie bei der Steinbildhauerei. Ich schaffe etwas mit meinen Händen, was ich Schritt für Schritt nachvollziehen kann. Das erfüllt mich mit Sinn und Freude.
Wie gingen Sie an das Projekt heran? Was war Ihr Ziel?
Die Optik und den Charakter der Mühle weitestgehend zu bewahren. Wir haben eine Bauruine übernommen und wollten von der Originalsubstanz so viel wie möglich erhalten. Im Einklang mit den Brand-, Schall- und Denkmalschutzbestimmungen ist uns dies hervorragend gelungen.
Das Gespräch führte Conny Eck
Objektsteckbrief
Projekt:
Mühle 07, Umnutzung und Sanierung eines Industriedenkmals, Heidelberg-Wieblingen
Auftraggeberin und Bauherrin:
Sandra Albiez, Heidelberg-Wieblingen
Architekt:
Daniel Albiez, Bauplanarchitekten, Heidelberg
Tragwerksplaner:
Hacker & Muncke. Ingenieurgesellschaft mbH, Heidelberg
Bauunternehmen:
Elascon GmbH, Waldkirch, www.elascon.de
Betonlieferant:
Heidelberger Beton GmbH, Gebiet Kurpfalz/Karlsruhe
Verbaute Betonmenge:
ca. 60 m3 Easycrete SF (F6) für rund 630 m2 betonierte Fläche
Ansprechpartner
Sven Biermann
E-Mail: sven.biermann@heidelbergcement.com