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Rupp Gebäudedruck im Porträt // Ausgabe 1/2021

Veränderung braucht Mut

Rupp Gebäudedruck ist die erste Bauunternehmung Deutschlands, die sich auf die Planung und Ausführung von schlüsselfertigen 3D-gedruckten Häusern spezialisiert hat. Warum wagt ein seit 25 Jahren etabliertes Unternehmen so eine Veränderung? Es könnte doch auch einfach alles bleiben wie bisher? Bei den Rupps hat die Zukunft schon begonnen, nicht zuletzt mit einer gehörigen Portion Mut und Optimismus.

Wohnen

Bild: HeidelbergCement AG / Steffen Fuchs

Häuser zu bauen war und ist schon seit 25 Jahren die Leidenschaft von Michael Rupp, dem Gründer der Michael Rupp Bauunternehmung GmbH. Es ist ein großes Glück für einen Familienbetrieb, wenn sich diese Leidenschaft auch auf die nächste Generation überträgt: Beide Söhne – Fabian, Maurermeister, und Sebastian, angehender Ingenieurstudent – arbeiten seit mehreren Jahren in der väterlichen Firma. Ihre Stärke wächst aus dem Mut, Neues zu wagen, was frischen Wind in das Unternehmen bringt. Sie möchten die Tradition des Handwerks bewahren, gleichzeitig sind sie aber auch immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Fabian Rupp hat 2017 die Rupp Immobilien GmbH&Co. KG mitgegründet und das Unternehmen ständig erweitert. Auch die Digitalisierung hat schon längst Einzug gehalten, so wird im Büro papierlos gearbeitet und im Lager bestellen Automaten neue Materialien. Tablets auf der Baustelle sind selbstverständlich. Aber zurück zum 3D-Druck. Die Erfolgsgeschichte begann auf der Bauma 2019 in München. Fabian Rupp erinnert sich: „Wir haben von PERI, einem der größten Schalungs- und Gerüsthersteller, eine neue Schalung gekauft, und ich bin mit dem Geschäftsführer ins Gespräch gekommen. Die Chemie hat von Anfang an gepasst. PERI suchte einen Partnerfür ein Pilotprojekt zum Thema 3D-Druck, für das wir ein passendes Grundstück in Wallenhausen zur Verfügung stellen konnten.“

Nach anderthalb Jahren Planung und Entwicklung war uns zusammen klar: Das ist die Zukunft, das wollen wir weiterverfolgen!

Fabian Rupp

Das Projekt zum Hausdruck startete Mitte 2019 und die Rupps waren an den vorbereitenden Planungen von PERI maßgeblich beteiligt. Beispielsweise müssen Aussparungen für Elektrik und Fenster gut ausgearbeitet sein, denn der Drucker druckt diese gleich mit. So ist Bohren und Schlitzen nicht mehr nötig. Auch eine Schalung braucht das neuartige Material nicht, denn es ist sehr schnell formstabil. Dadurch ergeben sich architektonische Möglichkeiten, für die eine Schalung bisher zu aufwendig herzustellen und zu kostspielig war.

Innerhalb eines Tages wurde der Drucker auf einem Fundament auf der Baustelle im schwäbischen Wallenhausen aufgebaut. Ein Silomanagement für den Baustoff „i.tech 3D“ von HeidelbergCement sorgte für das nötige Druckermaterial. Der Drucker wurde mit den erforderlichen Daten gespeist, die in jeder gängigen CAD-Software erstellt werden können. Danach erfolgte die Kalibrierung und der Druck konnte losgehen. Zwei Personen bedienten den Drucker, der die Betonmischung mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde verarbeitete. In 22 Stunden Druckzeit entstand ein ganzes Stockwerk. Die Filigrandecken wurden jeweils konventionell aufgelegt. In Wallenhausen konnte das gesamte gedruckte Mehrfamilienhaus mit fünf Wohneinheiten auf drei Stockwerken in sechs Wochen komplett fertig gestellt werden.

Für die Zukunft des Unternehmens haben die Rupps bereits große Pläne: Sie wollen durch selbstentwickelte und nachhaltig gestaltete Gebäude der Komplettanbieter für schlüsselfertige 3D-gedruckte Häuser werden und das 3D-Druckverfahren in Deutschland und Europa etablieren – natürlich mit der eigenen Marke, der Rupp Gebäudedruck, und einem eigenen 3D-Drucker.

Dem 3D-Drucker ist es egal, ob er gerade oder geschwungene Wände, glatte oder raue Oberflächen druckt, der Designfreiheit sind keine Grenzen gesetzt.

Fabian Rupp

Auf einer 3D-Betondruck-Baustelle tauscht der Maurer die Wasserwaage mit dem Laptop. Fabian Rupp sieht diese Entwicklung positiv: „Das Handwerk hat schon lange mit Fachkräftemangel zu kämpfen, mit dem Gebäudedruck können wir die Arbeit auf der Baustelle auch für junge Fachkräfte wieder attraktiver machen. Zukünftig möchten wir zusätzliche Ausbildungsmaßnahmen schon in der Berufsschule anbieten.

Was vielleicht früher eher nach Spinnerei klang, hört sich heute nach einem gut durchdachten Plan an. Fabian Rupp erklärt: „Um den 3D-Druck massentauglich zu machen, muss auch seitens der Politik eine schnellere Eingliederung in das deutsche Baurecht erfolgen. Es darf keinen Unterschied mehr zwischen konventionellen und 3D-Häusern in der Genehmigungszeit geben. Nur so kann es funktionieren.“ Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle, denn der 3D-Betondruck ermöglicht eine material- und kostensparende Bauweise, es werden möglichst keine Rohstoffe verschwendet. Zudem kann ein solcher Bau mit einer entsprechenden Kerndämmung mindestens den KfW-55-Standard erfüllen.

Nach der Pressekonferenz zum ersten gedruckten Mehrfamilienhaus Europas standen bei Rupps die Telefone nicht mehr still. Circa 300 Anfragen gab es zum Druck von Einfamilienhäusern bis hin zu ganzen Dörfern in Afrika. „Für uns ist es jetzt erst mal maßgeblich, den süddeutschen Raum zu bedrucken, und dann auf ganz Deutschland auszuweiten. Da sich gerade viel bewegt und wir parallel viele Aufträge abwickeln wollen, sind wir auch auf der Suche nach Investoren.“

Die erste Frage von anderen Bauunternehmern an mich ist immer: Denkst du, dass sich diese Technik durchsetzt? Meine Antwort: Sie wird sich durchsetzen, aber in den nächsten zehn Jahren braucht von Euch niemand Angst zu haben, dass er durch den 3D-Druck Aufträge verliert.

Fabian Rupp

Als nächstes Projekt wird der neue Firmensitz in Weißenhorn gedruckt, zumindest der sichtbare Teil. Sozusagen als Showroom der gedruckten Möglichkeiten. Baubeginn soll noch im Sommer dieses Jahres sein.

Über das 3D-Druckmaterial "i.tech 3D"

HeidelbergCement lieferte für Europas aktuell größtes gedrucktes Wohnhaus rund 170 Tonnen Druckmaterial, das speziell für den 3D-Druck von der Tochter Italcementi entwickelt wurde. Der neue Baustoff „i.tech 3D“ ist gut pumpbar und besitzt gleichzeitig sehr gute Extrusionseigenschaften. Er bildet eine ausreichende Tragfähigkeit aus, damit die unteren Materialschichten nicht unter der Last der oberen Schichten versagen. Die zielsichere Festigkeitsentwicklung von „i.tech 3D“ sorgt für ein Druckbild mit hoher Formtreue. Der innovative Baustoff für den 3D-Druck erlaubt Anwendungsbereiche in sämtlichen Größenordnungen und Formen.

Text: Melanie Kotzan

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