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Klimaringe auf der BUGA Erfurt // Ausgabe 1/2021

Schützenswerte Vielfalt

Vor dem Danakil in Erfurt, einem bundesweit einzigartigen Wüsten- und Urwaldhaus, wird die Vielfalt verschiedener Klimazonen der Erde gezeigt. Deren exemplarische Vegetation ist von weißen Ringen aus Sichtbeton umrandet. Die segmentierten Betonfertigteile sind im Boden eingelassen und zeigen an ihren Oberflächen florale Strukturen.

Öffentliche Bauten

Bild: HeidelbergCement AG/Christopher Schmid

Pflanzen aus unterschiedlichen Klimazonen wachsen in den neuen Klimaringen, die für die aktuelle Bundesgartenschau vor dem Wüsten- und Urwaldhaus Danakil in Erfurt geschaffen wurden. Ausgehend von den ringförmigen Beeten für Rosen, die sich früher an dieser Stelle im historischen egapark befunden haben, konzipierten Rehwaldt Landschaftsarchitekten Sichtbetonelemente als Begrenzung der neuen Bepflanzungen. Innerhalb der weißen Segmente, die im Boden zu großen, kreisförmigen Beetumrandungen zusammengesetzt sind, sind Ausschnitte aus der Pflanzenwelt verschiedener prägnanter Vegetationszonen zu sehen. Jeder der Ringe symbolisiert dabei beispielhaft eine Zone, die auf der Erde vorkommt. Voraussetzung für die Auswahl der Pflanzen war, dass sie sich in einer Gegend mit gemäßigtem Klima wie in Erfurt auch im Freien hegen und pflegen lassen. So finden sich in den Sichtbetonringen Gewächse, die sich in ariden, also sehr trockenen Gegenden, verbreiten – etwa winterharte Kakteen, sogenannte Opuntien – aber auch üppige Pflanzen, Gehölze und Sträucher, die in humiden, feuchten Gebieten zuhause sind. Mit ihrer Freiraumgestaltung führt das Team des Landschaftsarchitekturbüros die Thematik des Danakil-Hauses, das mit einem Wüsten- und einem Urwaldbereich extreme Klimazonen zeigt, bis in den Außenbereich. Manche der Segmente zeigen florale Muster und Strukturen an der Sichtbetonoberfläche, die die unterschiedlichen Zonen grafisch aufgreifen. Besucherinnen und Besucher erkennen etwa das Blatt einer Monstera, die als tropische Zimmerpflanze der 1950er Jahre derzeit eine Renaissance erlebt, oder sehen Strukturen von Algen oder bestimmten Flechten, die heute am meisten gefährdete Organismengruppen Mitteleuropas, die bestimmte karge Vegetationszonen charakterisieren.

Der selbstverdichtende Beton der Druckfestigkeitsklasse C40/50 von Heidelberger ist ein anspruchsvoller Beton in sehr hoher Qualität.

Matthias Rupp, Rupp Betonerzeugnisse

Die Vorbereitung des Untergrunds erfolgte durch das Gartenbauunternehmen Lindenlaub aus Weimar. Die Landschaftsbauer holten das auf Betonfertigteile spezialisierte Unternehmen Rupp Betonerzeugnisse mit ins Boot, das die vom Landschaftsarchitekturbüro entworfenen Klimaringe in der gewünschten hohen Sichtbetonqualität SB4 ausführen konnte. Der Beton kommt von der Heidelberger Beton GmbH, Region Nord-Ost, die rund 110 Kubikmeter selbstverdichtenden Beton (SVB) aus ihrem Lieferwerk in Saalfeld nach Neustadt/Orla transportierte. Das Unternehmen Rupp produzierte die einzelnen Kreissegmente der Bodenringe in ihrer Spezialwerkstatt. Insgesamt 60 doppellagig bewehrte Einzelelemente, mit einer Breite von eineinhalb Metern und einer Dicke von 25 Zentimetern, wurden nach Fertigstellung vor Ort in den Grund eingelassen und zu bodengleichen Ringen mit rund zehn Metern Durchmesser zusammengefügt. Teilweise wurden die Ringe mit Spezialelementen verbunden. Dafür waren Betonfertigteile in Sondergrößen nötig, die bei einer Breite von 3,60 und einer Länge von 5,50 Metern aufgrund eines Meters Überbreite nachts per Schwerlasttransport nach Erfurt transportiert werden mussten. Für die Nutzung als öffentlich zugängliche Beetumrandung produzierte der Fertigteilhersteller den weißen Sichtbeton mit rutschhemmender Oberflächenstruktur, relativ glatt, aber mit einer gewissen Rauigkeit.

Normalerweise produziert Matthias Rupp mit seinem Team die Matrizen für strukturierte Betonoberflächen selbst, aus Gummi oder Polyurethan. Für die gewünschten Motive der Sichtbetonfertigteile für die BUGA wählten die acht Mitarbeitenden des auf Spezialanfertigungen ausgerichteten Unternehmens eine andere Technik. Die floralen Muster sollten in die Sichtbetonoberfläche eingedrückt sein und nicht als erhabenes Positivbild erscheinen. Daher bearbeitete man die Schalungsböden in der Spezialwerkstatt mit einer CNC-Fräse und presste Gummischnüre in einer bestimmten Form und Dicke in die länglichen Aussparungen. Die Schaltafeln konnten pro Abdruck nur einmal genutzt werden, allerdings wurden sie beidseitig verwendet. Die geeignete Rezeptur für den selbstverdichtenden Beton (SVB) wurde von Sandra Dörfel, Betotech Anwendungstechnik, für diesen Auftrag entwickelt. Anhand von Mustern entschied sich der Auftraggeber für eine Ausführung der Bauteile in einem mit dem Weißzement ItalBianco gefertigten Beton, mit dem man sich dem gewünschten Weißton maximal annäherte.

Die Schalung wurde in der Fertigungshalle so aufgebaut, dass der Fahrmischer den Spezialbeton direkt einfließen lassen konnte. Nach zwei bis vier Wochen Lagerung wurden die Fertigteile zum Danakil-Haus auf der BUGA transportiert. „Von diesem Beton C40/50 haben wir sechs bis sieben Kubikmeter pro Tag verarbeitet, insgesamt rund 110 Kubikmeter. Relativ schnell haben die Ausbreitmaße gestimmt, nur anfangs mussten wir mit Fließmittel etwas justieren“, erinnert sich Matthias Rupp an die Betonage. „Ein anspruchsvoller Beton in sehr hoher Qualität“, meint der Bauingenieur, der seit 20 Jahren selbständig ist und seine Spezialelemente aus Beton deutschlandweit liefert. „Es klappte problemlos, ich hatte mehr Schwierigkeiten erwartet.“ Tatsächlich realisiert Matthias Rupp mit den Heidelbergern nun bereits den nächsten öffentlichen Auftrag, Außenmobiliar für einen Schulgarten in Bremen.

Das Danakil-Haus in Erfurt

Die Danakil-Wüste ist Namensgeber eines Wüsten-, aber auch Tropenhauses, das als neues Highlight auf der aktuellen BUGA in Erfurt den Besuchern den Variantenreichtum der Natur nahebringen möchte. Das Haus ist für die Stadt auch ein Wirtschaftsfaktor. Allein für das Danakil rechnet Erfurt in den Jahren nach der BUGA, im dauerhaft geöffneten egapark, mit jährlich über 100.000 Besuchern. In beiden extremen Vegetationszonen, die das Danakil-Haus erlebbar macht, spielt Wasser eine zentrale Rolle. Mit allen Sinnen können die Besucher in der künstlich nachempfundenen Atmosphäre unterschiedliche Klimazonen nachvollziehen: Während im warmen, feuchten Regenwald der Konkurrenzkampf um die Sonnenstrahlen tobt, lechzen die Wüstenbewohner nach Wasser. Die besagte Danakil-Wüste, die sich als Senke von Äthiopien bis Somalia an der Küste des Roten Meeres erstreckt, war ehemals fruchtbar und gilt als Wiege der Menschheit. Heute ist sie eine der unwirtlichsten und heißesten Regionen der Welt. Die verschiedenartige Vegetation im Innern des Gebäudes und seine Umgebung wurden von Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden konzipiert. Neben den Klimaringen, die die Bepflanzung unterschiedlicher Vegetationszonen zeigen, legten die Landschaftsarchitekten auf der anderen Seite des Danakil-Hauses einen Klimawald mit Bäumen an, an denen jeweils deren unterschiedliche Funktion für das Klima didaktisch erläutert wird.

Ardi und Lucy: Anagenese

Zwei weibliche Exemplare aus der Familie der Menschenaffen wurden im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts auf dem heutigen Gebiet Äthiopiens und in der Danakilsenke entdeckt. Menschenaffen wie Ardi, aus der Gattung der Ardipithecus ramidus, könnten sich über Anagenese zur Gattung der Australopithecus afarensis entwickelt haben. Aus letzterer ist vor allem die über drei Millionen Jahre alte Lucy bekannt, deren Name vom Beatles-Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ inspiriert ist . Ob auch der Homo aus Anagenese, also einer Höherentwicklung oder Transformation dieser Gattungen in der Evolution, entstand, ist wissenschaftlich noch nicht belegt. Allerdings zählen diese beiden zu den ältesten bekannten Arten in der Entwicklungslinie der Hominini und dürften daher dem Menschen sehr nahestehen. Letzterer gehört zur einzig bislang noch nicht ausgestorbenen Art der Hominini. Ob und wie sich der Mensch weiter oder höher entwickelt, steht noch in den Sternen und ist sicher auch eine Frage der Zeit.

Text: Susanne Ehrlinger

Schützenswerte Vielfalt

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Objektsteckbrief

Projekt: Außenanlage mit Klimaringen aus Sichtbeton, BUGA Erfurt, klimagerechte Pflanzungen und nachhaltig wassersparende Beetanlagen

Bauherrin: Erfurter Garten- und Ausstellungs gemeinnützige GmbH (ega), Erfurt

Architekten: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden

Baunternehmen: Lindenlaub GmbH Landschafts- und Gartenbau, Weimar

Betonfertigteile: Rupp Betonerzeugnisse, Neustadt/Orla Beton

Beton Betonfertigteile: Kreissegmente aus weißem Sichtbeton, teilweise mit floralen Oberflächenstrukturen, 110 m3 selbstverdichtender Spezialbeton SVB von Heidelberger Beton GmbH, Region Nord-Ost

Zement: 50 Tonnen Weißzement ItalBianco von Italcementi, eine Tochter der HeidelbergCement AG

Lieferwerk: Heidelberger Beton GmbH, Saalfeld

Fertigstellung: BUGA, Eröffnung April 2021

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