Freizeitwert und zahlreichen Angeboten, die auch medizinische Versorgung umfassen, bieten nun höheren Wohnwert als der abgeschiedene Vorort, der unerquickliche Autofahrten ins Zentrum erfordert. Die 40.000 Einwohner zählende Stadt Landau mit ihrer begehrten Lage zwischen Pfälzerwald und nördlichem Schwarzwald, unweit der Vogesen und dem Elsass, gehört als „Schwarmstadt“ zu den übersichtlichen Mittelstädten, die sich in den letzten Jahren architektonisch entwickelt haben und nun Zulauf verzeichnen. Mit sechs Musterhäusern hat sich die VR Bank Südpfalz daher – nach Anfrage ihrer Kunden – erstmals in ihrer 150-jährigen Geschichte als Bauträger betätigt und mit dem Schulze-Delitzsch- Carrée den Auftakt zu einer Neubebauung auf dem Konversionsgelände „Wohnpark am Ebenberg“ geschaffen. „Die Gebäude passen architektonisch zusammen und sind dennoch einzigartig und individuell. Jedes Gebäude hat seine Reize“, beschreibt Christoph Ochs, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Südpfalz, die Gebäudegruppe. Mit der Entscheidung für die Musterhausbebauung prägt die Bank – als regionaler Investor – die städtebauliche Entwicklung in diesem Gebiet.
In der Entwurfsphase entwickelten fünf Landauer Architekturbüros für den Bauherrn Konzepte für verschiedene Wohngebäude. Die Gesamtabwicklung, sprich Ausschreibungsplanung und Bauleitung, oblag dann einer ARGE aus zwei der Büros, Knauth Architekten und der Werkgemeinschaft Landau. Letztere realisierte zwei der sechs unterschiedlichen Baukörper. Den Wohnbauten liegt ein gemeinsames Konzept zugrunde, gleichwohl ist jedes der fünf bis elf Wohneinheiten umfassenden Häuser eigenständig gestaltet und bildet eine eigene, individuelle Adresse.
Gehobener architektonischer und energetischer Standard
Im Zusammenspiel der Bauten zeigt sich das kreative Potenzial der Stadt Landau, das nicht zuletzt den Bauherrn ermutigte, auf diesem Gelände Wohnräume mit einem gehobenen architektonischen und energetischen Standard (KfW 55) zu verwirklichen. Das Ensemble, dessen Namen an den Bankengründer und Sozialreformer Hermann Schulze-Delitzsch erinnert, ist auf einem gemeinsamen Tableau angeordnet. Bewusst reizten die Architekten die zulässige Baudichte auf dem 6.000 Quadratmeter großen Areal nicht aus – somit konnten sie ein großzügiges Carrée gestalten. Im Innenhof überdeckt eine weitläufige Wasserfläche unauffällig die darunterliegende Tiefgarage. Im Zusammenspiel mit den umliegenden Bauten strahlt das Becken nicht nur in der Sommerhitze erfrischende Eleganz aus.
Das Bauunternehmen Caprano aus Pirmasens hat alle sechs Rohbauten, darunter auch den sogenannten Turm, der mit einer Partei pro Etage besticht, in gut eineinhalb Jahren erstellt. „Wir haben zunächst mit der Tiefgarage begonnen“, erläutert Geschäftsführer Michael Diehl. „Anschließend bauten rund 23 Mitarbeiter parallel an den sechs Baukörpern. Die Architektur war schaltechnisch ziemlich anspruchsvoll, vor allem der Turm mit seinen weiten Auskragungen und Überständen, mit Grundrissen, die jeweils um 45 Grad gegeneinander verschoben sind.“
Alleinstellungsmerkmal auf Landesgartenschaugelände
Dieses Wohnhaus der Werkgemeinschaft Landau hat – als dominantes Eckgebäude – auf dem Landesgartenschaugelände ein Alleinstellungsmerkmal. Es steht in Verlängerung der Landschaftsachse, die das Gelände mit dem Naturschutzgebiet des Ebenbergs verbindet; daher entwarfen es die Architekten um Jürgen Sebastian auch in Hinblick auf seine städtebauliche Bedeutung. Der Bebauungsplan sah hier eigentlich drei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss vor. Aufgrund der Bedeutung des Standortes durfte das Architekturbüro den Bau auf fünf Vollgeschosse erhöhen. Ohne Vorder- oder Rückseite wirkt der Turm wie eine Skulptur, die ein markantes Pendant zum gegenüberliegenden Aussichtsturm bildet, der eigens für die Landesgartenschau errichtet wurde und dem Besucher einen fantastischen Blick über das Gelände bietet.
Ausgangspunkt für die bemerkenswerte Konzeption war die Aussage des Vorstandsvorsitzenden der VR Bank, der sich an dieser prominenten Stelle vor allem Penthouse-Wohnungen wünschte. „Ein Penthouse lebt von seinem Bezug zum Außenraum, es hat großzügige Terrassen und nur eine Wohneinheit pro Geschoss“, erläutert Architekt Jürgen Sebastian. „Ein Sechseck schafft die Grundstruktur, in die die Grundrisse eingeschrieben sind. Die verschiedenen Wohnungen sind leicht gegeneinander versetzt übereinander gestapelt, so dass sie jeweils eine andere Ausrichtung haben und damit auch einen anderen Blick auf die Landschaft bieten.“
Spannend wurde es für die Architekten, als sie ihren Entwurf umsetzen durften und die statischen Anforderungen und die Erschließung der Geschosse planten. Nun sorgen Wandscheiben als auskragende Überzüge, Stützen im Innern und der Erschließungskern für den notwendigen Halt der auskragenden Stahlbetonkonstruktion. Das Tragsystem wurde auf das Notwendige reduziert, dadurch entstanden großzügige Wohnungen mit individuell gestaltbaren, offenen Grundrissen.
Beton und Kalksandstein sorgen für optimale Schalldichte
Der Beton für den Turm und die fünf anderen Wohnbauten wurde aus den Lieferwerken Wörth und Waldhambach der Heidelberger Beton GmbH per Fahrmischer geliefert. Vor Ort wurde er teils gepumpt, teils mit dem Kübel eingebracht. Um in den hochwertigen Geschosswohnungen mit mehreren Parteien die gewünschte hohe Schalldichte zu erzielen, sind hier nicht nur die Außenwände, sondern auch die Innenwände mit Kalksandstein in verschiedenen Formaten gemauert. Geschäftsführer Diehl vom Bauunternehmen Caprano konnte sich auf eine perfekte technische Planung verlassen und auf Unterstützung seitens der Berater von Heidelberger Kalksandstein vor Ort. „Wesentlich zum Gelingen des anspruchsvollen Rohbaus hat die Vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Architekten, uns und den beteiligten Bauunternehmen beigetragen“, betont Michael Diehl, dessen Bauunternehmung auch den Betonsockel an der Grundstücksgrenze in Sichtbetonqualität und die Außenanlagen ausgeführt hat. Auf diese Weise schließt das Ensemble nun stilvoll zum öffentlichen Raum hin ab.
Info zur vertikalen Integration
Alle sechs Rohbauten im Schulze-Delitzsch-Carrée wurden vom Bauunternehmen Caprano mit Baustoffen der HeidelbergCement AG errichtet. Heidelberger Kalksandstein, Heidelberger Beton und Heidelberger Sand und Kies GmbH sind hier vertreten. Heidelberger Kalksandstein wird überwiegend mit dem Sand von Heidelberger Sand und Kies hergestellt. Die Betonwerke Wörth und Waldhambach bezogen ihre Zuschläge vom Herstellwerk Neupotz. In dieser nahe gelegenen Kiesgrube werden Rheinsande und Rheinkies gefördert und gesiebt. Die Sieblinie beeinflusst die Eigenschaften des Betons. So bestimmt die Art, Größe und Zusammensetzung der Körnung unter anderem die Verarbeitbarkeit, Betonfestigkeit und den Einsatzbereich des jeweiligen Betons. Bei den Bauten verschiedener Architekturbüros in Landau gelangen durch die aufeinander abgestimmte Planung Synergieeffekte. Auch bei der Betonproduktion bringt die vertikale Produktion, sprich die Zusammenarbeit unterschiedlicher Tochtergesellschaften der HeidelbergCement AG, Vorteile. Kommen die Produkte aus einer Hand, erhält der Kunde eine genau aufeinander abgestimmte Qualität von Baustoffen, deren Produktion und Verarbeitung werkübergreifend in hoher Güte gewährleistet wird.
Text: Susanne Ehrlinger
Objektsteckbrief
Projekt: Schulze-Delitzsch-Carrée, 6 Wohnbauten mit 42 Wohneinheiten
Bauherr: VR Bank Südpfalz
Entwurfsarchitekten: Arnold Architekten, Architekturbüro
Hertel, Knauth Architekten, Architekturbüro Treiling,
Werkgemeinschaft Landau
Leistungsphase 4 – 8,
Bauleitung: ARGE Knauth und
Werkgemeinschaft Landau
Energieberater: ee concept, Darmstadt
Statik: Ingenieurbüro Rolf Voland, Landau-Dammheim
Prüfstatik: IB Schenk, Neustadt
Bauunternehmung: Caprano Bauunternehmung, Pirmasens
Produkte Kalksandstein:
KS L-R(P)-12-1,6-8DF (115): 180 m³
KS-QUADRO-20-2,2 240: 230 m³
KS-QUADRO-20-2,0 240: 40 m³
KS-QUADRO-20-2,0 200: 360 m³
Lieferwerk: Durmersheim und Kronau, Heidelberger Kalksandstein GmbH
Beton: 5.177 m³ Transportbeton verschiedener Konsistenzen der Heidelberger Beton GmbH, Lieferwerke Wörth und Waldhambach
Betonüberwachung: Betotech Gmbh, Baustofftechnisches Labor, Eppelheim
Zuschläge: 8.283 t Rheinsande und Rheinkies der Heidelberger Sand und Kies GmbH, Herstellwerk Neupotz
Pumpendienst: Heidelberger Betonpumpen Simonis, Ubstadt-Weiher, eine Beteiligung der Heidelberger Beton GmbH