In Friedrichsdorf, nördlich von Frankfurt, entsteht am Stadtrand bis 2024 in zwei Bauabschnitten auf sieben Hektar ehemals kommunaler Fläche ein neues Wohnquartier. Aus einem umfassenden Wettbewerbsverfahren ging im März 2015 das mittelständische Immobilienunternehmen Frank mit seinem Konzept für ein lebendiges Quartier als Gewinner hervor. Die Stadtverordnetenversammlung entschied sich für die klare, ökologisch und sozial nachhaltige Orientierung des Entwurfs. Gemeinsam mit der Stadt Friedrichsdorf entwickelte Frank den Bebauungsplan für etwa 350 Wohneinheiten. Der Startschuss für den Vertrieb der ersten Eigentumswohnungen und Häuser wurde im Herbst 2017 gegeben. In zwei Bauabschnitten entstehen Ketten-, Reihen- und Doppelhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen, eine Kita und eine Seniorenwohnanlage sowie eine Energiezentrale.
Ein Eisspeicher mit einem Fassungsvermögen von 1.200 Kubikmetern, intelligent kombiniert mit zwei hocheffizienten Blockheizkraftwerken, zwei Wärmepumpen, Solarkollektoren und Photovoltaikmodulen sorgen für Heizung und Warmwasser. Der Eisspeicher deckt hierbei 37 Prozent des gesamten Wärmebedarfs der über 350 Wohneinheiten ab. Dieses unter der Erde liegende Bauwerk nutzt die Gesetze der Physik: Er wird mit Wasser befüllt; über Wärmetauscher, die im Inneren des Speichers verlegt sind, und eine Wärmepumpe wird dem Wasser Energie entzogen und in ein Nahwärmenetz eingespeist. Gefriert dabei das Wasser, entsteht Kristallisationsenergie. Diese wird ebenfalls abgeführt und für die Warmwasser- und Heizungsversorgung genutzt. Während die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Wohnungen heizen, friert der Eisspeicher am Ende der Heizperiode langsam zu. Im Frühjahr beginnt die Regeneration, denn das Quartier benötigt weniger Wärme und der Eisspeicher taut langsam wieder auf. Für diesen Prozess wird dem Speicher mithilfe von solarthermischen Modulen Sonnenenergie zugeführt. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2024 können dadurch jährlich rund 207 Tonnen CO2 eingespart werden.
Die Elektro-Mobilität ist ebenfalls ein Baustein des ökologischen Konzepts, mit einer Carsharing-Station und Lademöglichkeiten für E-Pkws und E-Bikes. In einigen Teilen des Quartiers gibt es aber auch autofreie Zonen. Kurze und interessant gestaltete Wege zu den Bushaltestellen oder Plätzen sollen dazu animieren, auf das Auto zu verzichten und mit Fahrrad, Bus, Carsharing oder E-Bike weiterzufahren.
Wir haben uns im Vorfeld natürlich gefragt, was bedeutet eigentlich ‚Öko‘, und haben uns Schritt für Schritt die Rahmenbedingungen erarbeitet. Der Schlüssel dazu war für uns die zentrale Energieversorgung und ein Nahwärmenetz.
Frank Bösch, Architekt und Geschäftsführer für Projektentwicklungen des Unternehmens Frank im Rhein-Main-Gebiet
Die zentrale Mitte des Quartiers besteht aus einem attraktiven Park mit Bäumen, Spielgeräten und angrenzenden Obstwiesen. Er verbindet die einzelnen Bereiche und ist so ein idealer Begegnungsort für die Bewohnenden. Auch die struktur- und artenreich bepflanzten Gärten und die begrünten Dächer prägen das Bild der Siedlung. Besonderer Wert wurde bei der Ausformung des Wohnumfelds auf den Umgang mit Niederschlagswasser und auf eine geringe Flächenversiegelung gelegt.
Auf Gehwegen, Parkplätzen und in verkehrsberuhigten Zonen sowie am Platz, der den Eingang zum Quartier markiert, ließ man das Pflastersystem LP 5 von Lithonplus verbauen. Die Steine sind mit ihrem Fugenanteil versickerungsfähig, so kann Niederschlagswasser am Ort des Geschehens teilweise versickern. Die Pflastersteine stellen somit ein zeitgemäßes, technisch ausgereiftes und wirtschaftliches Element einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Siedlungsgebieten dar. Das System LP 5 hat aber noch weitere Vorzüge, wie etwa die fünfseitige Verschiebesicherung, bestehend aus einer umlaufenden Verzahnung und einer unterseitigen Profilierung, die zu einer Verkrallung der Steine mit der Pflasterbettung führt. Das sorgt für eine hohe Widerstandskraft gegen Schub- und Drehkräfte und somit für eine hohe Flächenstabilität.
Nicht nur der ökologische, auch der soziale Gedanke spielt in dem Quartier eine große Rolle. Die Vielfalt der Wohntypologie bietet Raum für Jung und Alt und auch für weniger Wohlhabende. Für eine gute Kinderbetreuung ist gesorgt, ebenso für die Integration der älteren Bewohner. Fast die Hälfte der 54 Seniorenwohnungen sind öffentlich gefördert. Die entwickelte Quartiers-App soll die Kommunikation untereinander unterstützen. Es können Gruppen gebildet und gemeinsame Freizeitaktivitäten koordiniert werden. Aber auch der Zugang zum Buchungssystem des Carsharings und der E-Bikes und noch vieles mehr ist darüber möglich.
In einer dynamischen Welt brauchen wir neue Leuchttürme wie die Ökosiedlung Friedrichsdorf, die aus dem Gewöhnlichen herausragt. Der Einsatz regenerativer und ressourcenschonender Energien sowie die klimafreundliche Bauweise und auch der soziale Gedanke sollten im Rahmen der Stadtentwicklung beispielgebend sein.
Melanie Kotzan
Objektsteckbrief
Projekt: Ökosiedlung, Friedrichsdorf
Bauherr: FRANK, Hofheim am Taunus
Architekten und Stadtplaner: FRANK; Baufrösche, Kassel; MOW Architekten, Frankfurt; Turkali Architekten, Frankfurt
Bauunternehmen: Baugesellschaft Rank GmbH, München
Produkt: Lithonplus GmbH & Co. KG, Standort Langen; 1. BA: 3.000 m2 Cassero LP5 System 16, Format 24x16x10 cm, Farbe muschelkalkmix (Einsatzbereich Gehwege und verkehrsberuhigter Bereich); ca. 380 m2 Pasand LP5 System 16, Format 24x16x10 cm, Farbe basaltanthrazit (Parkstände); ca. 270 lfdm Safeline+Muldenrinne 50 cm, Cassero steingrau sowie Bordsteine, L-Tec Systemwinkel Sichtbeton steingrau und Pflastersätze
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