Die fusionierten Feuerwehren der Ortsteile Karlsdorf und Neuthard erhalten mit dem künftigen gemeinsamen Feuerwehrhaus eine zeitgemäße Ausstattung. Vorausgegangen war ein intensiver Beratungs- und Entscheidungsprozess für den Standort, die Ausführung und die Gestaltung, was auch einen Architektenwettbewerb beinhaltete. Beide Bestandsbauten zu sanieren hätte hohe Kosten und einen großen Aufwand bedeutet. Zudem hat ein gemeinsamer Standort zwischen den beiden Ortsteilen einen logistischen Vorteil, sowohl im Betrieb und der Materialbereitstellung als auch für die schnelle Erreichbarkeit der Einsatzorte.
„Wir leben in einer Zeit, in der sehr viel Wert auf nachhaltiges Bauen und nachwachsende Rohstoffe gelegt wird. Nach meiner Kenntnis sind wir die erste Gemeinde in Baden- Württemberg, die so konsequent nachhaltig ein Feuerwehrhaus in Holzbauweise baut.“
Sven Weigt, Bürgermeister der Gemeinde Karlsdorf-Neuthard
Bürgermeister Sven Weigt erklärt: „Ausgangspunkt der Planung war unter anderem der Wunsch der Feuerwehrleute nach einer Schrägaufstellung der Fahrzeuge anstatt der üblichen Fischgräten-Parkposition. Das spart sehr viel Platz und das Ausfahren gelingt schneller.“ Die Anforderungen und Wünsche des Bauherrn setzte das renommierte Münchner Architekturbüro Deubzer Rimmel in einen überzeugenden Entwurf um, der den Wettbewerb gewann. Nicht nur mit den neun Stellplätzen für die Einsatzfahrzeuge setzt man auf neue Ideen, sondern auch bei den Funktionsräumen. So lassen sich die Umkleiden und Sanitärräume anteilig variieren, je nachdem wie groß der weibliche Anteil der Mannschaft ist. Auch eine Investition in die Gesundheit ist berücksichtigt: „Wir werden einen Kraftraum einrichten, in dem sich die Feuerwehrleute fit halten können“, so Weigt. Bei dem Neubau stehen aber besonders die ökologischen Kriterien im Fokus. Mit einer eigenen Photovoltaikanlage und einer Wärmepumpe soll die Energieversorgung teilweise durch erneuerbare Energien abgedeckt werden.
Premiere: Sichtbeton mit R-Material
Von den rund 1.100 Kubikmetern Beton von Heidelberg Materials wurden für alle Bereiche, in denen es möglich war, R-Beton ausgeschrieben. Für das Labor war es eine Premiere, eine Mischung für Sichtbeton mit R-Material zu entwerfen. „Im Vergleich zu einem normalen Sichtbeton musste die Sieblinie angepasst und der Sandgehalt leicht erhöht werden. Wir haben ein spezielles Zusatzmittel genutzt, das die Oberfläche verbessert und auch schon bei der neuen Hauptverwaltung von Heidelberg Materials zum Einsatz kam. Natürlich haben wir vorab Erstprüfungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass alle Parameter wie Verarbeitbarkeit, Druckfestigkeit, Wasserundurchlässigkeit und Frostbeständigkeit erfüllt werden. Auch müssen wir bei jeder Anlieferung von R-Material Proben ziehen und diese auf Zusammensetzung, Rohdichte und Wasseraufnahme prüfen.“
„Wir haben rund 400 Kubikmeter von unserem R-Beton EcoCrete R geliefert. Davon waren zirka 100 Kubikmeter aus R-Beton in Sichtbeton. Das Schöne bei diesem Projekt war, dass die komplette Heidelberg Materials Familie mitgewirkt hat, angefangen vom Labor über die Betonpumpe bis hin zu den drei Lieferwerken.“
Torsten Carow, Heidelberg Materials
R-Beton nicht für alle Bauteile zugelassen
Auf der Baustelle wurde eine grobe sägeraue Holzschalung verwendet, welche in der Regel stark saugt und somit für eine porenarme, schöne Oberfläche sorgt. Für die Bauunternehmung war der Feuerwehrneubau die erste Baustelle, bei der R-Beton ausgeschrieben war. „Wir haben uns erstmal beim Deutschen Betonverein und bei beton.org über den Umgang mit R-Beton schlau gemacht“, erklärt Yannick Eckert von Gebr. Stephan aus Ludwigshafen. So konnte zum Beispiel die Bodenplatte nicht in R-Beton ausgeführt werden, da es wegen der mechanischen Belastung noch keine Zulassung gibt. Auch die Fahrzeugeinfahrt und der Waschplatz ließen sich nicht in R-Beton umsetzen und sind aufgrund der statischen Vorgaben mit dem Easycrete C35/45 ausgeführt. Die Fundamente und die Sauberkeitsschicht wurden mit R-Beton erstellt, die Wände der zwei Treppenhaustürme und Decken sind aus R-Sichtbeton.
„Ich bin von den Ergebnissen der R-Sichtbetonbauteile in Holzoptik begeistert, es hat alles sehr gut funktioniert.“
Manfred Baumgärtner vom Betotech Baustofflabor, Bereich Süd
R-Sichtbetonturm als Meisterstück
Das Meisterstück war der 18 Meter hohe Übungsturm in R-Sichtbeton mit Holzbrettstruktur. Er setzt ein sichtbares Zeichen für die zentrale Funktion des Feuerwehrhauses in der Gemeinde. Mit der Fertigstellung des Neubaus haben die Feuerwehrleute im Alarmfall eine zentrale Anlaufstelle und können schnell zum Einsatzort gelangen. Aber nicht nur Funktionalität, sondern auch der große Fokus auf das nachhaltige Bauen zeichnen das Projekt aus. Die Gemeinde Karlsdorf-Neuthard hat eine mutige Vorreiterrolle übernommen und den Neubau der Feuerwehr mit R-Beton und sogar R-Sichtbeton ausgeschrieben. Auch mit einem Feuerwehrhaus in Holzbauweise geht die Gemeinde neue Wege.
Melanie Kotzan
Objektsteckbrief
Projekt: Neubau Feuerwehrhaus Karlsdorf-Neuthard
Bauherr: Gemeinde Karlsdorf-Neuthard
Architekten: Deubzer + Rimmel Architekten PartGmbB, München
Bauunternehmen: Gebr. Stephan GmbH & Co.KG, Ludwigshafen
Betonlieferant: Heidelberg Materials Beton, Kurpfalz/Karlsruhe, Lieferwerke Gondelsheim, Karlsruhe, Waghäusel
Beton: R-Beton EcoCrete R, Sichtbeton mit R-Beton in Betongüte C30/37; Sichtbeton in Brettstruktur mit R-Zuschlägen als Easycrete in Betongüte C30/37 mit F4, Größkorn 16 mm
Betonpumpe: Heidelberger Betonpumpen Simonis GmbH & Co. KG, Ubstadt-Weiher
Geplante Fertigstellung: April 2024