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Interview mit Markus Buchhorn, Geschäftsführer der AUG. PRIEN Bauunternehmung // Ausgabe 2/2022

Fortschritt mit Tradition

Seit knapp 150 Jahren vereint das Familienunternehmen modernste Technik mit den Wurzeln der handwerklichen Tradition. Die Umstellung auf nachhaltige Baustoffe und Bauweisen stellt die größte Herausforderung für die Zukunft dar. Ein wichtiger Meilenstein, um nachhaltiges Bauen ganzheitlich zu entwickeln, ist die Gründung der Tochtergesellschaft blu.

Interview

context: Wie sehen Sie die Rolle Ihres Unternehmens künftig im Bereich des nachhaltigen Bauens?

Mit Beginn der Digitalisierung der Baubranche hat bereits eine große Weiterentwicklung bei uns begonnen. Die Umstellung auf nachhaltige Baustoffe und Bauweisen stellt aber die größte Herausforderung für die Zukunft dar. Dieser Schritt ist alternativlos und bedeutet vor allem ein konsequentes Umdenken und Verlassen von bekannten Handlungsweisen.
Die Aug. Prien Gruppe hat diese Transformation zu einem zentralen Baustein im Unternehmen gemacht. Im Mittelpunkt unserer Anstrengungen steht die echte Entwicklung zu einem nachhaltigen Bauen, ohne „Greenwashing“. Dazu benötigt es aber noch viel Entwicklung, Erfahrungen und Mut, neue Wege konsequent zu gehen.

Welche Maßnahmen ergreift Aug. Prien, um die Transformation zu vollziehen?

Um die ersten Schritte in die Richtung gehen zu können, haben wir uns in den vergangenen Jahren immer intensiver mit dem Thema der Nachhaltigkeit und den Klimazielen auseinandergesetzt. Zu Beginn stand im Mittelpunkt, eine nachhaltige Basis für den Büro- und Baustellenalltag zu schaffen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und Ressourcen zu schützen. Für diesen ersten Schritt haben wir zum Beispiel alle Niederlassungen und Baustellen auf 100 Prozent Ökostrom umgestellt, führen die Elektromobilität ein und kompensieren die Emissionen unserer Lkws und Transporter mit Klimazertifikaten. Auch im Büroalltag fördern wir neue Wege mit unterschiedlichen Ansätzen, um Ressourcen wie Papier zu sparen und nachhaltige Fortbewegung, zum Beispiel mit Fahrradpools in jeder Niederlassung, anzubieten. Mit dem zweiten Schritt, den wir dieses Jahr vollzogen haben, wollen wir praktisch entwickeln, wie nachhaltiges Bauen gestaltet werden kann. Dazu haben wir die Tochtergesellschaft „blu by AUG. PRIEN“ gegründet.
Mit blu verfolgen wir zwei Ziele: Zum einen wird unter streng ökologischen Maßstäben die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens von der Projektidee über die Projektentwicklung, Planung und Projektrealisierung bis hin zum Betrieb von Gebäuden betrachtet und umgesetzt. Wir denken dabei quasi die Projekte von hinten nach vorne, das heißt nicht nur der Gebäudebetrieb, sondern auch die spätere Recyclingfähigkeit von Gebäuden spielen eine entscheidende Rolle.
Des Weiteren wird blu das Informationstool für die gesamte Aug. Prien Gruppe im Hinblick auf die Beratungstätigkeit sämtlicher Bereiche wie Nachhaltigkeit, CO2-Konformität und den Anforderungen aus dem ESG – Environmental, Social, Governance – und der Taxonomie-Verordnung entstehenden Themen sein.

Welche Voraussetzungen müssen Ihrer Meinung nach erfüllt sein, damit eine nachhaltige Bauwelt gelingen kann?

Leider sind bisher sehr wenige Voraussetzungen vorhanden. In allen nur denkbaren Bereichen muss eine konsequente und gewollte Umstellung erfolgen. Das beginnt in der Politik und endet bei den relevanten Angaben auf dem Datenblatt der Baustoffe. Wichtig ist, dass alle am Prozess Beteiligten – und damit meine ich die Politik, Genehmigungsbehörden, Planer, Baustofflieferanten und Baufirmen – besser zusammenarbeiten, um das Ziel einer nachhaltigen Bauwelt gemeinsam und verzahnt zu verfolgen. Nachhaltiges Bauen kann nur gelingen, wenn der politische Wille da ist, neue Bauverfahren erprobt sind, die den Stand der Technik darstellen, und die relevanten Kenndaten der Baustoffe zur Verfügung stehen

Welche Bedeutung kommt hierbei bei den neuen CO2-armen Betonen zu und wo können diese eingesetzt werden?

CO2-armer Beton ist eine wesentliche Entwicklung, die auch noch nicht abgeschlossen ist. Beim nachhaltigen Bauen geht es nicht darum, nur anders zu bauen, sondern auch bewährte und gute Baustoffe nachhaltiger zu gestalten und nach ihrem Einsatz wiederzuverwenden.

In welchen Bereichen müsste noch mehr Forschungsaufwand betrieben werden, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen?

Wie schon ausgeführt, muss die gesamte Baubranche noch einen großen Aufwand betreiben, damit die Baustoffe und Bauweisen einen grünen Fußabdruck bekommen. Dabei ist nicht zu vergessen, dass sich alle neuen Wege auch normativ und als Stand der Technik durchsetzen müssen.

Welche Veränderungen müssten Ihrer Meinung nach beim Ressourcenverbrauch vorgenommen werden?

Der Schutz der Ressourcen ist ein wesentlicher Punkt. Alle Ressourcen sind endlich und zum Teil ist dieses Ende bereits sehr nahe. Deshalb müssen wir sie verantwortungsvoll einsetzen und vor allem gebrauchte Ressourcen wiederverwenden. Dies ist nur möglich, wenn wir die Wertschöpfungskette des Bauens ganzheitlich inklusive Betrieb und Wiederverwertung betrachten. Sicherlich muss in den Fachausschüssen auch diskutiert werden, ob einige informative Vorgaben einer Überprüfung unterzogen werden müssen, denn weniger Material ist der erste einfache Schritt zur Nachhaltigkeit.

Ihr Herz schlägt für Beton, wie sieht für Sie das Bauen mit dem Baustoff in der Zukunft aus?

Der Beton ist aus der Bauwelt nicht wegzudenken. Dazu verfügt er über zu gute und bewährte Eigenschaften. Aus diesem Grund unterstützen wir auch die Entwicklung eines CO2-armen Betons. Beton hat eine lange Tradition und schon viele Weiterentwicklungen erlebt. In der Vergangenheit ging es dabei meist um die Baustoffeigenschaften – jetzt ist die Entwicklung des „grünen Fußabdrucks“ notwendig.

Es gibt ein weiteres Projekt mit Aug. Prien und Heidelberger Beton: Zusammen mit der Organisation Viva Con Aqua: Vision Wasser für alle - alle für Wasser. Wollen Sie davon berichten?

Das Projekt Villa Viva ist in vielen Punkten einzigartig und Vorreiter. Wir freuen uns und sind stolz, als Baupartner an der Umsetzung beteiligt zu sein. Bei dem Projekt handelt es sich um ein Social Business Konzept von Viva con Agua. Ziel ist es, mit dem Gasthaus, der Villa Viva Hamburg, den Bau von Brunnen weltweit zu fördern, damit allen Menschen der Zugang zu Wasser ermöglicht wird. Das Gasthaus wird rund 300 Übernachtungsbetten haben und so für jeden Besucher die Möglichkeit schaffen, quasi Trinkwasserprojekte im Schlaf zu fördern.
Die Nachhaltigkeit steht für den Neubau im Mittelpunkt. Neben dem CO2-armen Beton der Heidelberger Beton, werden viele nachhaltige Bauweisen, wie eine fast flächendeckende Betonkernaktivierung, eine regenerative Energiegewinnung, nachhaltige Baustoffe und Baustoffe mit einem hohen Recyclinganteil und vieles mehr umgesetzt.

Was war für Aug. Prien ein wichtiger Meilenstein in der Unternehmensgeschichte?

Ehrlicherweise haben wir davon viele und den einen zu nennen, fällt mir schwer. Für Aug. Prien war und ist es immer wichtig, dass wir nicht nur „managen“, sondern eigene Kompetenz haben. Deshalb haben wir für viele Bereiche eigene Kompetenzabteilungen im Haus. Dabei denke ich an unser Technisches Büro, unsere Betonabteilung, eigene TGA-Ingenieure und vieles mehr. Wir wollen Wissensträger und kompetenter Ansprechpartner sein. Deshalb ist auch die Gründung der „blu by AUG. PRIEN“ ein wichtiger Meilenstein, um das nachhaltige Bauen auch ganzheitlich in unserem Unternehmen zu entwickeln.

Das Gespräch führte Melanie Kotzan

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