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Interview mit Christian Knell und Ottmar Walter // Ausgabe 1/2022

„Wir alle Brauchen den Willen und die Bereitschaft zur Veränderung.“

In der weltweiten Dynamik hin zur Klimaneutralität hat sich HeidelbergCement große Ziele gesetzt: Das Unternehmen will Branchenführer auf dem Weg zur CO2-Neutralität sein. Christian Knell, Sprecher der Geschäftsleitung Deutschland, und Ottmar Walter, Geschäftsleitung Deutschland, erklären im Gespräch, wie das Unternehmen den eigenen hohen Ansprüchen in Sachen nachhaltiges Bauen der Zukunft gerecht werden kann.

Interview

context: Welchen Beitrag kann HeidelbergCement auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen leisten?

Knell: Nachhaltiges Bauen benötigt viele Mitstreiter, letztlich die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens. Es ist wichtig, dass wir alle dieselbe Richtung einschlagen und auch bereit sind, Branchen- und Partikularinteressen hinten anzustellen, um den immensen Herausforderungen, denen wir durch das Thema CO2 ausgesetzt sind, als Industrie entgegentreten zu können. Nachhaltigkeit ist nicht mehr optional. Uns ist die große Verantwortung, die wir durch die energie- und CO2-intensive Herstellung von Zement und darauf aufbauenden Produkten gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft haben, bewusst. Uns ist klar, dass wir als Industrie, die weltweit für circa sechs bis acht Prozent der CO2-Emissionen steht, natürlich auch öffentlich im Fokus stehen. Aus diesem Grund haben wir bei HeidelbergCement seit 2003 unsere Emissionssenkungsziele immer weiter verschärft. Wir möchten zeigen, dass wir die Transformation hin zu einem klimaneutralen Baustoff ernst nehmen und damit zur Lösung einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen. Aber alleine schaffen wir das nicht, alle Beteiligten aus Gesellschaft, Politik und Industrie sind gefragt, an gemeinsamen Lösungen mitzuarbeiten – Hand in Hand. Wir von HeidelbergCement sind da gerne Vorreiter.

Walter: Wir sind überzeugt, dass Beton über den gesamten Lebenszyklus von der Herstellung bis zum Recycling das Potenzial hat, der nachhaltigste und vielseitigste Baustoff zu werden, beziehungsweise zu bleiben. Ein wesentlicher Teil unserer Investitionen und Forschungsaktivitäten in den kommenden Jahren wird darauf ausgerichtet sein, dieses Ziel zu erreichen. Wir werden auf allen Ebenen nicht nur an der Minimierung der Emissionen arbeiten, sondern auch an der Abscheidung und Nutzung oder Speicherung des verbleibenden CO2 – und vor allem an einem nachhaltigen Produktportfolio. Zudem bauen wir Partnerschaften auf, um neue Technologien voranzubringen, die Reduktionen im kommerziellen Maßstab ermöglichen.

Was können die Kunden und Kundinnen von HeidelbergCement künftig hinsichtlich CO2- und ressourcenoptimierten Produkten erwarten?

Knell: Unsere Kunden und Kundinnen stellen höchste Anforderungen an unsere Produkte und Serviceleistungen. Das ist ihr gutes Recht und wir arbeiten täglich daran, diese Erwartungen bestmöglich zu erfüllen. Zu den bisherigen Anforderungen haben sich nun neue Komponenten gesellt. Künftig müssen wir den Schwerpunkt unseres Herstellungsprozesses im Spannungsdreieck aus CO2-Kosten, Ressourcenverfügbarkeit und klassischen Kosten neu definieren und finden. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie und im Rahmen unserer CO2-Roadmap für Deutschland wollen wir erreichen, dass wir natürlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette Potenziale entdecken, um CO2 einsparen zu können und somit ein ressourcenoptimiertes Produkt anzubieten. Hier haben wir in Deutschland schon viel erreicht, wir wollen und müssen aber den eingeschlagenen Weg natürlich noch konsequenter weitergehen.

Wir möchten zeigen, dass wir die Transformation hin zu einem klimaneutralen Baustoff ernst nehmen und damit zur Lösung einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen.

Christian Knell, Sprecher der Geschäftsleitung Deutschland

Walter: Unser neues nachhaltiges Produktportfolio – sowohl im Zement als auch im Beton – ist dabei ein Baustein unserer Gesamtstrategie. Ziel ist es, die jeweiligen Zement- und Betonproduktportfolios so zu optimieren, dass die Nachhaltigkeitscharakteristika stärker im Vordergrund stehen und wir uns mit den Produkten auch auf die veränderte Nachfrage ausrichten. Es geht zum einen um das klassische CO2- Thema und zum anderen um die ebenfalls wichtigen Kriterien Regionalität, Upcycling und Recyclefähigkeit. Besonders nachhaltige Produkte von HeidelbergCement werden künftig auf den ersten Blick als solche erkennbar sein. Deshalb können unsere gut informierten Partner und Kunden Entscheidungen treffen und durch die Verwendung unserer CO2- und ressourcenoptimierten Produkte ihren Teil zu einer nachhaltigen Bau-Zukunft beitragen.

Wie unterstützen Sie die Kunden und Kundinnen darüber hinaus auf dem Weg zu einem nachhaltigeren
Bauen?

Walter: Wir stellen fest, dass die Nachfrage nach CO2-optimierten und recyclingfähigen Produkten stetig zunimmt. Das heißt, die Anforderungen an die einzelnen Produkte werden sich vom Inhalt her verändern. Unsere Architektenbefragung hat ergeben, dass Planende ganz klar darauf fokussiert sind, ressourcenschonende, CO2-optimierte, aber auch regionale Produkte zur Ausschreibung zu bringen. Da ist die Transparenz und Offenheit ein wesentliches Element. Wir erreichen ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, indem wir genau dokumentieren, was wir machen. Unser nachhaltiges Produktportfolio ist ein Rahmen, um die ersten Schritte zu gehen, aber für den zweiten Schritt, der einschließt, ein Bauvorhaben komplett durchzurechnen, brauchen wir noch mehr Transparenz und Genauigkeit in allen Bereichen.

Knell: Wir beraten natürlich unsere Kunden und Kundinnen zum Thema nachhaltiges Bauen und wollen dies auch in unserer Vertriebsleistung forcieren. Wir müssen die Kundschaft hier auf Augenhöhe abholen und natürlich technisch unterstützen.

Für einen weiterhin erfolgreichen Weg braucht es Innovationen und Leadership. Warum ist Heidelberg- Cement schon heute ein Innovation Leader?

Knell: Weil wir uns das Thema schon früh auf die Fahne geschrieben haben. Wir haben einen Stufenplan entwickelt und im ersten Schritt signifikant in die Optimierung von Klinkerprozessen investiert. Dies zeigt sich an der Modernisierung unserer Zementwerke, zum Beispiel in Lengfurt, Burglengenfeld und Schelklingen. Wir können so effizienter, CO2-ärmer und energetisch günstiger produzieren. Zweitens haben und werden wir erheblich in die Zementproduktionstechnologie investieren, um mit einer hohen Flexibilität der Einsatzstoffe ein neues Zementportfolio zu erstellen – mit dem klaren Ziel, die CO2-intensiven Bestandteile, wie Klinker weiter zu reduzieren. Drittens haben wir uns auf den Weg gemacht, neue Technologien im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, auch auf internationaler Ebene, zum Beispiel das Mikroalgenprojekt im Zementwerk Safi / Marokko, das weltweit erste CO2-neutrale Zementwerk im schwedischen Slite oder eine Anlage zur Abscheidung von CO2 aus dem Zementproduktionsprozess in Brevik, Norwegen.
Es ist aber nicht damit getan, dass wir nur den Klinker optimieren oder den Zement verändern, sondern wir haben unsere Planungen breiter angelegt. Auch in Deutschland beschäftigen wir uns mit Carbon- Capture-Technologien (CCS/U), bei denen wir die unvermeidlichen Prozessemissionen abscheiden wollen. Hier sind wir bereits in zwei Projekten aktiv, einem Oxyfuel-Projekt, bei dem ein Ofen mit reinem Sauerstoff betrieben wird, und dem Leilac-Projekt in Hannover, bei dem wir den Kalkstein in einem separaten Reaktor entsäuern.

Wir benötigen einen wirksamen politischen Instrumentenmix, der eine wettbewerbsfähige Produktion zunehmend CO2-freier Zemente und Betone in Deutschland ermöglicht und gleichzeitig Märkte für diese Produkte fördert.

Christian Knell, Sprecher der Geschäftsleitung Deutschland

Wie ist Ihr Ausblick in eine CO2-freie Zukunft?

Knell: Wir übernehmen Verantwortung und sind bereit, unseren Beitrag für eine klimaneutrale Zukunft zu leisten. Voraussetzung dafür ist, dass wir die Chance bekommen, die Transformation umzusetzen. Dafür brauchen wir die politischen Rahmenbedingungen und das Verständnis und die Bereitschaft aller, den Weg gemeinsam zu gehen. Parallel ist es natürlich auch wichtig, dass andere Länder den Weg ebenfalls beschreiten: „We have to save the planet in global not in local.“

Schon jetzt haben wir extrem nachhaltige Zemente im Portfolio, mit einem Footprint unter 200 kg pro Tonne, was zur Zeit sicherlich ein Spitzenwert ist.

Ottmar Walter, Geschäftsleitung Deutschland

Walter: Unsere CO2-Optimierung entspricht definitiv dem, was zurzeit technisch möglich ist. Wir haben bei der Reduzierung des Klinkergehalts mit unserer neuen Generation von CEM II- und CEM IIIZementen schon viel erreicht. Schon jetzt haben wir extrem nachhaltige Zemente im Portfolio, mit einem Footprint unter 200 kg pro Tonne, was zur Zeit sicherlich ein Spitzenwert ist. Wir müssen aber weiter mit Hochdruck an einer Erhöhung des Einsatzes alternativer Brennstoffe sowie an der Verbesserung der Klinkereffizienz arbeiten. Es ist mehr denn je nötig, die Potenziale für CO2-effiziente Bauteile und Konstruktionen aus Beton zu nutzen. Mit unserem neuen Produktportfolio wird die Nachhaltigkeit von Anfang an in die Planung miteinbezogen und die Produkte leisten so einen großen Beitrag zu nachhaltigem Bauen.

Was muss außerhalb der Zementindustrie passieren und was bedeutet das für das Unternehmen?

Knell: Es ist wichtig, dass wir auch politische Unterstützung erhalten, um unseren Transformationsprozess nicht zu gefährden. Daher muss das Thema jetzt auch bei den umsetzungsrelevanten Stellen ankommen. Wir benötigen einen wirksamen politischen Instrumentenmix, der eine wettbewerbsfähige Produktion zunehmend CO2-freier Zemente und Betone in Deutschland ermöglicht und gleichzeitig Märkte für diese Produkte fördert.
Diese Transformation ist für uns schon ein gewaltiger Umbruch in unserer bald 150-jährigen Geschichte. Wir müssen uns in vielen Bereichen neu erfinden, im Denken und im Handeln. Das ist, neben den großen Investitionen, die notwendig sind, sicherlich eine ebenso große Herausforderung. Dies gilt für HeidelbergCement, aber auch für Politik, Gesellschaft und natürlich unsere Kunden und Partner.

Das Gespräch führte Conny Eck.

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