Um die geschwungene Deckengeometrie zu realisieren, war Sichtbeton von Heidelberger Beton erste Wahl. „Schon die Entwurfsphase war sehr dynamisch, der Austausch mit dem Kunden sehr eng und schnell“, erinnert sich Martina Fabre, Projektleiterin bei HENN und mitverantwortlich für den Entwurf. „Wir haben die Identität des Standorts, die Adressbildung, die bereits geprägt war durch die Offenheit des Unternehmens und der bestehenden Gebäude, in die städtebauliche Ebene transformiert. Der Bezug zu Berlin soll klar zu erkennen sein. Die Gebäudekubatur ist an den traditionellen Berliner Block angelehnt, verliert aber durch die Neuinterpretation seinen introvertierten Charakter“, erläutert Fabre den Entwurf.
Grundlage des Entwurfs war ein quadratischer Grundriss, aus dem vom Rand her zwei Dreiecke herausgeschnitten wurden. In diesen beiden Bereichen werden die Atrien mit ihren verglasten Dächern untergebracht. Dadurch haben die Bürogeschosse in der Draufsicht die Form des Buchstaben Z, gebaut in Stahlbetonskelettbauweise. Die Fassadenhülle, eine weitgehend verglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion, umschließt das Gebäude hingegen rechtwinkelig. „Wir haben im Vorfeld viel mit unterschiedlichen Kubaturen gespielt. Die Z-Form hat es uns ermöglicht, das Gebäude über die so entstandenen Lufträume, beziehungsweise die beiden Atrien, nach außen optisch zu öffnen“, so Fabre.
„Im Vorfeld haben wir sorgfältig geprüft, wo die Stützen der Skelettbauweise idealerweise stehen sollten, damit die Deckenform wirtschaftlich realisierbar ist“, sagt Radu-Florin Berger, Büroleiter von Werner Sobek, Berlin, verantwortlich unter anderem für die Fassaden- und Tragwerksplanung, die Energiebilanzierung und die Bau- und Raumakustik.
Da jede der sechs Z-förmigen Geschossdecken zur jeweils darunterliegenden im Grundriss um einige Grad verdreht ist, ergibt sich die außergewöhnliche Innenraumgeometrie der beiden Atrien. Die 30 Zentimeter starken Decken mit Spannweiten bis zu zehn Metern mussten mit Stützkopfverstärkungen, also mit einer Aufdickung des Betons im Bereich der Stützen, ausgeführt werden.
Die gesamte Planung erfolgte mithilfe von BIM und einem entsprechenden virtuellen 3D-Modell. „BIM wird ja oft nur mit einem virtuellen Gebäudemodell assoziiert, dabei ist es die Grundlage für den ganzen Bauablauf – der Ausgangspunkt und die Basis für die digitale Planung. Auch die Koordination mit der Technischen Gebäudeausrüstung war damit viel einfacher – alle Beteiligten arbeiteten an demselben Modell, etwaige Kollisionen oder Herausforderungen ließen sich sofort erkennen“, so Fabre weiter.
Für uns war von vornherein klar, dass wir überwiegend in Sichtbeton bauen. Beton ist zeitlos und bietet uns konstruktiv einen unerschöpflichen Gestaltungsspielraum.
Martina Fabre, Projektleiterin bei HENN
„Schon während der Planung hat uns ein DGNBAuditor begleitet und auf einzelne Kriterien hingewiesen. Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel die Flexibilität der Räume, die über die langen Tragweiten der Geschossdecken ermöglicht wird. Diese haben wir dann zusätzlich mit einer Betonkernaktivierung ausgeführt“, erläutert Radu-Florin Berger. „Das heißt, in die Decken werden innerhalb der Bewehrungslagen vorgefertigte Rohrsysteme eingebaut. In den Rohren zirkuliert Wasser, das je nach Temperatur Wärme aus der Decke aufnimmt (und damit das Gebäude kühlt) oder an die Decke abgibt (und damit heizt).“ Zusätzlich wurden in die Schalung der Decken vor der Betonage circa drei Zentimeter hohe Akustikelemente eingelegt. „Die sogenannten Akustikinlets verbessern die Raumakustik der glatten Sichtbetonoberflächen um ein Vielfaches“, ergänzt Berger.
Melanie Kotzan
Objektsteckbrief
Bauherr: HIH Projektentwicklung GmbH, Hamburg
Architekt: HENN, Berlin
Tragwerk-, Fassaden-, Wärmeschutzplanung und Energiebilanzierung, Bau- und Raumakustik: Werner Sobek, Berlin
Bauunternehmen: BAM Deutschland AG, Berlin
Beton: ca. 12.000 m3 Beton in den Festigkeitsklassen C30/37; C35/45 und C45/55, davon ca. 7.000 m3 Sichtbeton in SB3
Lieferwerk: Heidelberger Beton GmbH, Berlin-Neukölln