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Interview mit Dr. Frank Huber, Geschäftsführer Heidelberger Beton // Ausgabe 1/2022

EcoCrete – Next Generation Beton

Die Zukunft muss klimaneutral sein. Jeder Schritt, den wir Richtung CO2-Freiheit gehen, zählt – je kleiner der CO2-Fußabdruck, desto größer der Schritt. Heidelberger Beton geht mit Betonen der nächsten Generation unter dem Namen EcoCrete auf den Markt.

Interview

context: HeidelbergCement hat eine klare CO2-Roadmap, welchen Beitrag kann Heidelberger Beton dazu leisten?

Dr. Frank Huber: Genauso wie Klimaneutralität eine Herausforderung für alle Teile der Gesellschaft ist, betrifft die CO2-Neutralität in der Bauindustrie die gesamte Wertschöpfungskette. Der Transportbetonindustrie kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu und damit natürlich auch im Besonderen der Heidelberger Beton als Technologieführerin im Bereich Transportbeton in Deutschland.
Ich sehe hier für uns vor allem drei Schwerpunkte: Erstens die konsequente Reduzierung des CO2-Footprints innerhalb der Wertschöpfungskette Transportbeton, hierbei vor allem die großen Hebel Energie in den Werken und der Logistik. Zweitens die betontechnologische Umsetzung moderner, CO2-reduzierter Zemente zu modernen CO2-reduzierten Betonen wie dem neuen EcoCrete. Unsere Kundinnen und Kunden bekommen weiterhin den leistungsstarken und vielseitigen Baustoff Beton, den sie von uns gewohnt sind, sowohl bei der Verarbeitung als auch bei den Eigenschaften im Gebäude. Dies jedoch mit höherem Anspruch an den nachhaltigen Ressourceneinsatz und weniger CO2-Emission. Sowie drittens Aufklärung und Information aller Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette – vom Bauherrn über Architekten und Planer bis zum ausführenden Bauunternehmen – über die Optionen und Chancen, mit nachhaltigem Beton erfolgreich zu bauen.

Wir sind, was die technischen Lösungen angeht, schon sehr weit vorangekommen.

Wo steht die Heidelberger Beton bei der Reduktion
herstellungsbedingter Kohlendioxidemissionen?

Wir sind, was die technischen Lösungen angeht, schon sehr weit vorangekommen. Zum einen produziert die Heidelberger Beton in allen der über 100 Werke deutschlandweit mit grünem Strom. Hierbei legen wir größten Wert auf die Qualität der Ökostromquelle und haben mit unserem hauseigenen HeiVoltage-Stromprodukt einen um 98 Prozent reduzierten CO2-Footprint. Eine weitere wichtige Voraussetzung sind die Concrete Sustainability Council (CSC)-Zertifizierungen von 33 Betonwerken der Heidelberger Beton, davon 29 auf dem Niveau Gold, drei Werke Platin und eines Silber. Auch im Bereich Rezepturoptimierung und Kreislaufwirtschaft, sowohl beim Material als auch beim Wasser, nähern wir uns unserem „Zero Waste“ -Anspruch. Herausfordernd bleibt sicherlich, trotz einer der modernsten Flotten, die Logistik. Hier sind wir bei alternativen Antrieben im Lkw-Verkehr noch auf die Zuarbeit der Automobilindustrie angewiesen. Wir stehen aber in den Startlöchern und sind bereit!

Welche Parameter machen einen EcoCrete aus?

Unter unserer EcoCrete-Markenfamilie vereinen wir unser leistungsstarkes Portfolio an nachhaltigen Betonen. EcoCrete-Sorten sind Betonprodukte, die entweder einen mindestens 30 Prozent geringeren CO2- Footprint aufweisen oder durch einen 10-prozentigen Anteil an rezyklierter Gesteinskörnung besonders verantwortungsvoll mit Rohmaterialien umgehen – oder auch eine Kombination aus beidem. Darüber hinaus gelten besonders strenge Anforderungen an Ressourcenschonung während des Produktionsprozesses sowie maximale Transparenz über die klimarelevanten Eigenschaften des Produkts. Der Kunde weiß genau, was er bekommt, und das ist exzellent.

Um wieviel kann der CO2-Footprint mit einem EcoCrete pro Kubikmeter reduziert werden?

Die konkrete Einsparung hängt stark von der Situation ab, wie zum Beispiel der Lage der Baustelle, lokalen Rohstoffe oder der Betonsorte. Aktuell sind je nach Bauvorhaben bis etwa 66 Prozent Reduktion denkbar, wobei die Entwicklung natürlich noch nicht abgeschlossen ist. Entscheidend ist, dass wir zusammen mit unseren Kundinnen und Kunden früh in der Planungsphase die Optionen gemeinsam prüfen, um das Bauvorhaben klimaoptimal umzusetzen. Wir sind ein Hersteller, der deutschlandweit flächendeckend CO2- reduzierte Betone anbieten kann. Jedoch können die erreichbaren CO2-Einsparungen regional schwanken.

Wie erfolgt die Berechnung des CO2-Footprints des Betons? Gibt es hier Interpretationsspielraum?

Das ist eine sehr gute Frage, da es in der Tat entscheidend ist, dass alle Parteien über die gleiche seriöse und transparente CO2-Berechnung diskutieren. Wir verwenden daher auch keine selbst gewählten Definitionen oder Vergleichswerte, sondern orientieren uns ausschließlich an offiziellen Definitionen der Environmental Product Declarations (EPD) und Berechnungen im Einklang mit Ansätzen, wie sie zum Beispiel auch das Concrete Sustainability Council verwendet. Unsere Werte sind nachvollziehbar und auditierbar. Vor allem aber stehen wir hierbei unseren Kunden, aber auch Bauherren, Architekten und Planenden, beratend zur Seite.

Bei welchen Bauvorhaben können EcoCrete-Betone eingesetzt werden?

Grundsätzlich können wir einen EcoCrete, also einen Beton mit reduziertem CO2-Footprint und/oder mit rezyklierter Gesteinskörnung, in allen Festigkeitsklassen produzieren. Jedoch werden noch nicht bei jedem Bauvorhaben beziehungsweise jeder Anwendung die Maximalwerte von minus 66 Prozent erreicht werden können.

Teilweise wird in der Industrie von „CO2-neutralem Beton“ gesprochen. Was ist damit gemeint?

Entsprechende Aussagen beziehen sich auf die Eliminierung des verbleibenden CO2-Footprints durch Kompensationsmaßnahmen. Sicherlich können Renaturierungsmaßnahmen schöne Projekte sein, wir wollen uns aber ganz bewusst vor allem auf die Lösung des technischen Problems im Beton konzentrieren. Die Aufgabe unserer Generation besteht darin, Beton grün zu produzieren, nicht ihn grün zu waschen. Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass uns dies gelingen wird. Aber dazu gehört auch ein ehrlicher Umgang mit den Fakten und ein klarer Fokus auf die Aufgabe.

Die Aufgabe unserer Generation besteht darin, Beton grün zu produzieren, nicht ihn grün zu waschen.

Welche Rolle spielen Zuschlagstoffe und speziell rezyklierte Gesteinskörnung?

Mit der größte Hebel, CO2 im Bau zu reduzieren, besteht in der regionalen Produktion der Baustoffe. Der Einfluss des Transports ist bei Massengütern riesig. Hier haben der Transportbeton sowie seine Vorprodukte eine große Stärke, da diese lokal produziert und lokal recycelt werden und nicht, wie vermeintlich ökologische Alternativen, zu großen Teilen aus Nordamerika, Nordeuropa oder Asien importiert werden. Es steht außer Frage, dass die lokale Produktion von Sand und Kies eine Voraussetzung für die CO2-arme Schaffung von Wohnraum und Infrastruktur der Zukunft ist, und dies nicht nur in ihrer Verwendung im Beton. Leider erhöht die vielerorts nicht nachvollziehbare, bisweilen sogar klar fehlgeleitete Rohstoffpolitik nicht nur die Baukosten für Kommunen und private Bauherren, sondern belastet das Klima durch größere Frachtdistanzen. Hier muss dringend eine Versachlichung der Diskussion erfolgen.

Rezyklierte Gesteinskörnung wird bei der Heidelberger Beton bereits heute erfolgreich eingesetzt, sowohl durch die Aufbereitung eigener Rezyklate aus dem Produktionsprozess als auch durch aufbereitetes Material aus Abbruch. Betonabbruch wird bereits heute fast vollständig recycelt. Dies zeigt einmal mehr eine der Stärken des Baustoffs Beton und seine unbegrenzte Kreislauffähigkeit. Wichtig ist beim Einsatz von rezyklierten Gesteinskörnungen, darauf zu achten, dass der Umwelt wirklich ein Dienst erwiesen wird und nicht nur eine Verschiebung aus anderen Anwendungsbereichen erfolgt.

Kommen wir nochmal zum EcoCrete: „Next Generation Beton.“ Was genau verbinden Sie damit?

Der Anspruch ist es, den Baustoff Beton fit zu machen für die Aufgabe unserer Generation, zum Wohl der Generation unserer Kinder. Beton bleibt weiterhin ein exzellenter Baustoff, der in Bezug auf Lokalität, Verarbeitbarkeit, Recyclefähigkeit, Festigkeit, Widerstandfähigkeit, Dauerhaftigkeit, Sicherheit und Wohnkomfort nicht nur extrem wirtschaftliches Bauen erlaubt, sondern auch in vielen Bereichen ökologisch punktet. Beton ist eine Schlüsseltechnologie hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft, denken Sie nur an Infrastrukturprojekte des öffentlichen Nahverkehrs, Fundamente für Windkraft oder Spezialbetone zur Wärmedämmung. Wir haben mit dem CO2-Rucksack aus dem Vorprodukt Zementklinker jedoch eine große Aufgabe, die wir mit einer klaren Roadmap bei HeidelbergCement technisch lösen werden. „Next Generation Beton“ formuliert diesen Anspruch, die Stärken des erfolgreichsten Baustoffes mit einer klimaneutralen Produktion zu kombinieren.

Der Anspruch ist es, den Baustoff Beton fit zu machen für die Aufgabe unserer Generation, zum Wohl der Generation unserer Kinder.

Welche Schritte sind notwendig, um EcoCrete konkret in einem Bauvorhaben einzusetzen?

Die jeweils beste Lösung hängt stark vom Kontext eines Bauvorhabens ab. Wir beraten unsere Partnerinnen und Partner hier gerne früh im Planungsprozess, auch da die Berechnung von CO2 immer projektabhängig ist. Interessierten Architekten, Planenden und Bauunternehmen steht unsere Beratungsgruppe „Nachhaltiges Bauen“ unter der Leitung von Dr. Robert Bachmann oder natürlich ihr gewohnter Ansprechpartner zur Seite. Dies gilt auch in Bezug auf die Umsetzung der ab Anfang 2022 geltenden CSCZertifizierung für nachhaltige Betone.

Das Interview führte Conny Eck.

Links & Kontakte

ecocrete.de
Online-Beratung Spezialbetone

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