Die 33 Kilometer lange Neubaustrecke der A94 zwischen Heldenstein und Pastetten in Oberbayern ist derzeit Süddeutschlands größte Baustelle. Seit Baubeginn im Februar 2016 bewegen dort Bagger und Lkw Tag für Tag rund 35.000 Kubikmeter Erde, so viel wie beim Aushub von 70 Einfamilienhäusern. Ein Teil dieser Erdarbeiten ist nötig, um den Bau der insgesamt 58 auf dieser Strecke vorgesehenen Talbrücken vorzubereiten. Mehr als 3.000 der insgesamt 4.500 Stützpfeiler stehen bereits, darunter auch die Pfeiler der Ornautalbrücke. Letztere ist 356 Meter lang und damit eine von vier Großbrücken. Sie besteht aus zwei Fahrspuren, von denen jede auf sieben Pfeilern ruht. „Die Ornautalbrücke steht zu 95 Prozent. Zeitlich liegen wir voll im Soll“, bestätigt Michael Rieder, Bauleiter der Swietelsky Baugesellschaft mbH. Das sei bei der Komplexität des Bauvorhabens, den engen zeitlichen Vorgaben sowie den hohen Qualitätsansprüchen bei den Bautoleranzen keine Selbstverständlichkeit.
Kaum Spielraum
Der Bau der Ornautalbrücke erfolgt im Taktschiebeverfahren. Dabei werden die Takte – so nennt man die einzelnen Abschnitte des Überbaus, bestehend aus Hauptträger und Fahrbahnplatte – direkt vor Ort am Brückenanfang gefertigt, nach dem Aushärten hydraulisch angehoben und in Richtung der Pfeiler nach vorne geschoben. Somit ist wieder Platz zum Gießen des nächsten Abschnitts. So kann die Brücke sukzessive Takt um Takt wachsen. Was wie Fließbandarbeit anmutet, ist in der Praxis allerdings nicht ganz so trivial. „Zwei Takte schaffen wir in drei Wochen. Mehr ist nicht drin, denn gerade im Bereich der Stützquerträger haben wir zum Teil eine hochkomplexe Bewehrungsführung sowie einen hohen Schalungsaufwand im Innenbereich des Überbaus zu bewerkstelligen“, erläutert Vollblutingenieur Rieder.
Der Beton zur Herstellung der Takte muss besonders schnell härten.
Michael Rieder, Bauleiter
Zudem seien auch die betontechnischen Herausforderungen zu meistern. „Das heißt, der Beton zur Herstellung der Takte muss besonders schnell härten, damit wir die strengen Zeitvorgaben einhalten“, erklärt Rieder. Folglich enthält der Beton chemische Zusätze und hat bereits eine klebrige Konsistenz, wenn er angeliefert wird. Das bringt die Förderpumpe bis an die Grenzen ihres Leistungsvermögens. Die strikten Vorgaben an den Beton erfordern aber nicht nur ein rasches Verarbeiten am Bauplatz.
Lückenlose Lieferkette
Auch die vorgeschaltete Lieferkette muss bis ins kleinste Glied abgestimmt sein. „Für uns heißt das: Bestellen und Liefern des Zements, Anmischen im Betonwerk und Ausliefern mit dem Mischer müssen wie am Schnürchen klappen; dazwischen gibt es kaum Spielraum“, betont Christian Fritsche, Laborleiter Heidelberger Beton im Werk Altötting. „Besonders Hochwertzemente müssen wir rechtzeitig im Zementwerk ordern, da diese in den benötigten Mengen normalerweise nicht vorrätig sind“, ergänzt er. Größere Betonmengen erfordert auch der Bau der Pfeiler, des Fundaments und der Bohrpfähle. „Allein für die mehr als 4.800 Meter Bohrpfähle für die Ornautalbrücke – mit Einzellängen bis zu 42 Meter – haben wir insgesamt 4.800 Kubikmeter Beton C30/37 geliefert.“
Die Abläufe müssen wie am Schnürchen klappen.
Christian Fritsche, Laborleiter Heidelberger Beton
Noch nicht ganz so weit wie in Bayern ist das Bauprojekt an der A61 zwischen Ludwigshafen und Koblenz auf der Höhe von Rheinböllen. Dort ist derzeit der Rück- und Neubau der Tiefenbach- und Pfädchensgrabentalbrücke im Gang. Eine Fahrbahnerweiterung der bestehenden Brücken von vier auf sechs Spuren kam aus konstruktiver und statischer Sicht nicht in Frage. Bislang stehen von der neuen Brücke nur die Füße. „Die Tiefgründungen mittels Bohrpfählen sind gerade in Arbeit. Zurzeit beginnen die Arbeiten für die Fundamente und Pfeiler“, erklärt Jürgen Hofstätter, Bauleiter Brückenbau von Heitkamp Ingenieur- und Kraftwerksbau. Für das Fundament hat er ein Rezept mit einer langsamen Aushärtung gewählt, dessen Endfestigkeit nach 56 Tagen gegeben sein muss. Für die Pfeiler dagegen sei diese Aushärtezeit zu lange. Hier strebt Hofstätters Team einen zügigen Klettertakt in Fünf-Meter-Schritten an. Damit die Kletterschalung auch hält, muss der Beton eine entsprechende Frühfestigkeit aufweisen. „Das heißt, er muss bereits nach 28 Tagen die geforderte Endfestigkeit haben. Je nach Klettergeschwindigkeit müssen hier die Rezepturen variieren. Aber mit der Liefergemeinschaft Heidelberger Beton und Gross-th-beton haben wir einen zuverlässigen Partner, der schnell Lösungen findet“, ergänzt Brückenspezialist Hofstätter.Dr. Georg Haibe
Objektsteckbrief 1
Projekt:
Projekt A61, Tiefenbach- und Pfädchensgrabentalbrücke
Bauherr:
Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz
Gesamtauftragnehmer:
Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Koblenz
Brückenbauleitung Pfädchensgraben- und Tiefenbachtalbrücke:
Heitkamp Ingenieur- und Kraftwerksbau GmbH, Essen
Betonzulieferer:
Heidelberger Beton GmbH, Region Süd-West, Werk Bad Kreuznach und Werk Ingelheim / Liefergemeinschaft mit der Fa. GROSS-th-beton GmbH & Co. KG, Werke Argenthal und Ingelheim
Zementlieferant:
Werk Mainz, HeidelbergCement AG
Verbaute Betonmenge:
geplant: ca. 58.000 m³
Bohrpfahlbeton:
ca. 12.000 m³
Zement:
CEM II/A-S 52,5 N und CEM III/A 32,5 N
Brückenlänge:
Tiefenbachtalbrücke (367,5 m lang, 90 m hoch); Pfädchensgrabentalbrücke (531 m lang, 50 m hoch)
Objektsteckbrief 2
Projekt:
ÖPP-Projekt A94, Ornautalbrücke
Bauherr:
Bundesrepublik Deutschland vertreten durch Autobahndirektion Südbayern
Gesamtauftragnehmer:
Isentalautobahn GmbH & Co. KG, Ampfing
Brückenbauleitung Ornautalbrücke:
Swietelsky Baugesellschaft mbH, Asten
Betonzulieferer:
Heidelberger Beton Inntal GmbH & Co. KG; Werk Mettenheim
Zementlieferant:
Werk Burglengenfeld, HeidelbergCement AG
Verbaute Zementmenge:
1.500 t CEM II/A-LL 32,5 R für Bohrpfähle, 3.800 t CEM II/A-LL 32,5 R für Fundamente und Pfeiler, 2.000 t CEM II/A-LL 42,5 R für Pfeilerkopf und Überbau
Brückenlänge:
Ornautalbrücke (356 m lang, 27 m hoch)
Ansprechpartner
Christian Fritsche
E-Mail: christian.fritsche@heidelberger-beton.de