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Ein 115 Jahre altes Toilettenhäuschen wird zu einer Bar // Ausgabe 1/2019

Bedürfnis nach Beton

Ein 115 Jahre altes Toilettenhäuschen in München am Nockherberg weckte die Kreativität zweier Familienväter. Innerhalb von fünf Jahren entstand so aus einer Idee eine außergewöhnliche Bar – mit einem Tresen und einer halbrunden Wandablage in Sichtbeton.

Öffentliche Bauten

Bild: Michael Christian Peters

Gut Ding braucht Weile, besagt ein weithin bekanntes Sprichwort. Bereits 2013 trafen sich die damaligen Nachbarn Florian Falterer und Timothy Hanghofer mit ihren Kindern regelmäßig im Münchner Kronepark. Immer wieder fiel ihnen dabei das 1904 erbaute Klohäuschen ins Auge – bis sie sich dachten: Da müsste man eigentlich etwas draus machen. Mit der Zeit entwickelten die beiden Freunde aus der Idee ein Konzept für die Stadtverwaltung und aus dem Konzept – mit Unterstützung durch Architekt und Vater Richard Falterer – einen konkreten Bauantrag für die Lokalbaukommission. Beim Start der Bauarbeiten stellte sich heraus, dass ein in den Plänen vorhandener Raum hinter dem eigentlichen Toilettenraum mit Beton zugeschüttet wurde. Mit schwerem Gerät ackerten sie monatelang, um zumindest einen Teil des Raumes nutzen zu können. Von ihrem Plan ließen sie sich nicht abbringen – gut Ding braucht eben Weile. Seit Sommer 2018 heißt das ehemalige Klohäuschen nun „Crönlein“ und ist gemütliche 15 Quadratmeter groß – mit viel Liebe zum Detail und viel Liebe zum Werkstoff Beton.

Hanghofer und Falterer entschieden sich dazu, die Werkstoffe Stahl, Beton und Holz mit Wänden in Kalkglätte-Optik zu kombinieren. Ausgehend vom Stahlträger an der Decke, der die statische Funktion des herausgebrochenen Beton übernimmt, verleihen die Baustoffe der Bar ein warmes Raumgefühl. Herzstück und Blickfang bilden der L-förmige Tresen sowie die halbrunde Ablage aus Sichtbeton. Die Idee, beides aus Beton zu bauen, war naheliegend, da Hanghofer auf den Baustoff Beton spezialisiert ist. Seit 2007 betreibt er eine Beton-Werkstatt, baut und verkauft Möbel und Küchen aus Beton.

Trasszement verwende ich hauptsächlich aus ökologischen Gründen, um den Einsatz von Kunststoffbeschichtungen zu vermeiden

Timothy Hanghofer

Für den vorher gemeinsam skizzierten Tresen ließen Falterer und Hanghofer ein Stahlgerüst anfertigen, auf das Hanghofer die Schalung für die Arbeitsplatte montierte. Beim Anfertigen von Schalungen greift Hanghofer auf sein Wissen als gelernter Modell- und Formbauer für Gießerei-Modellbau zurück. Sein breit gefächertes Wissen zu Beton hat er sich hingegen selbst angeeignet. „Ich habe viele, viele Bücher gewälzt, in meiner Werkstatt vieles ausprobiert und auch alle Prüfungen und Tests selbst gemacht. Eigentlich habe ich eine Art Selbststudium hinter mir“, so Hanghofer. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er mit der Zeit spezielle Rezepturen entwickelt hat und den Beton für seine Projekte in Eigenregie ansetzt. Viel will er da nicht preisgeben, nur dass er dafür gerne den Trasszement von ­HeidelbergCement verwendet. „Trasszement verwende ich hauptsächlich aus ökologischen Gründen. Ich komme aus dem Modellbau, habe meine Erfahrungen gesammelt und vermeide seitdem bei meiner Arbeit den Einsatz von Kunststoffbeschichtungen“, so Hanghofer.

Ich richte mich immer nach dem Beton, denn der arbeitet mit mir, nicht ich mit ihm.

Timothy Hanghofer

Trass reagiert puzzolanisch mit dem Kalkhydrat, das bei der Zementhydratation entsteht, und bildet dabei Calciumsilicathydrate und Calciumaluminathydrate. Im festen Gefüge werden dadurch die Kapillarporenräume verringert und die Wasserwanderung im Beton eingeschränkt. Hanghofer unterstützt diesen Effekt zusätzlich durch einen intensiven Abglättvorgang, sowie einer von ihm selbst entwickelten ökologischen Versiegelung, die er zum Schluss einarbeitet. „Beim Abglätten kommt es stark auf die Raumtemperatur und auf die Luftfeuchtigkeit an. Ich richte mich da immer nach dem Beton, denn der arbeitet sozusagen mit mir, nicht ich mit ihm. Im Einklang mit der Trass-Kalk-Reaktion fülle und sättige ich die Poren an der Oberfläche zusätzlich in mehreren Durchgängen, bis sie eben nicht mehr offen sind.“

Neben dem Tresen bestand die zweite Herausforderung darin, in den halbrunden Raum des Crönlein eine Ablage einzubauen – ebenfalls aus Beton. „Hier war es uns einfach wichtig, die Rundungen zu betonen“, erklärt er. Apropos rund: Crönlein ist eine Anlehnung an den Kronepark und wird hauptsächlich deswegen mit C geschrieben, um an die Rundung des Raumes anzuknüpfen. Und obwohl nicht immer alles rund lief, ist das Café Crönlein trotzdem eine runde Sache geworden.

Text: Kevin Ballon

OBJEKTSTECKBRIEF

Projekt:
Café Crönlein, München

Bauherr:
Florian Falterer

Eigentümer:
Stadt München

Planung:
Dipl.-Ing. Richard Falterer

Betoneinbauten:
Timothy Hanghofer

Zement:
Puzzolanzement CEM IV/B (P) 32,5 N (Sackzement) aus dem Werk Burglengenfeld der HeidelbergCement AG

ANSPRECHPARTNER

Lennart Wentker
Lennart.wentker@heidelbergcement.com

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